Cholyrisch
Ich tu jetzt so als ob ich dichte,
dieweil ich andres Zeug verrichte,
dieweil ich koche oder kehre –
Ich stecke tief in der Misere!
Im Wok gabs heute Jambussprossen
mit Pantumsoß. Wer hats genossen?
Gabs meinem Schatz zum (Ana) Besten
Er meinte bloß: Um mich zu mästen,
brauchts eher mal was Deftiges.
So briet ich ihm was Kräftiges:
Ich denk, der Villanellenbraten.
wär ausnahmsweise gut geraten?
Mein Liebster guckte daktylüstern
und schnaubte herzhaft durch die Nüstern.
Ich hab, weil mir das so gefällt,
auf ihn den Versfuß gleich gestellt.
Denn zärtliche Massage hätt
ich auch mal gern . Das wär so nett!
Ich fürchte fast, bei uns daheim,
geh ich ihm ständig auf den Leim:
Der Paarreim ist nicht mehr ganz klar,
weils längst ein Triolett schon war!
Der Musenkuss mit Fräulein Müller
war längst ein Knaller und kein Knüller!
Mein Leben wird zur Elegie!
Doch Schluss damit! Ich weiß schon, wie.
Zu Hilfe nehme ich die Stanze:
In die Ver- Senkung mit der Wanze!
Von Mitleid zeig ich keine Spur
keucht sie aus den Trochäen nur!
Ich stopfe ihr den fiesen Schnabel
mit einer simplen Ringparabel.
Dann macht das Leben wieder Sinn!
Wie gut das ich cholyrisch bin!
Ich tu jetzt so, als schrieb ich Verse,
dieweil ich sie im Mörser merse…..
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