Thema: Nach.t.frage
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Alt 10.02.2011, 18:11   #2
Gert-Henrik
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Wenn sich am leeren Fenster Sonne zeigt, - xXxXxXxXxX
Kommt da ein Tag, ein guter neuer Morgen? - xXxXxXxXxXx ("neuer" wirkt auf mich silbenfüllend)
Geht sie, die Nacht, mit ihr die dunklen Sorgen, - xXxXxXxXxXx
Im schwarzen Tuch, wenn alles stumm ist, schweigt, - xXxXxXxXxX

Wenn selbst die Dielen sich im Knistern üben? - xXxXxXxXxXx
Das erste Licht, noch fahl, färbt sich schon rot. - xXxXxXXxxX (das "färbt" ist mE betont, nicht das "sich")
Das Blut des Morgens fließt, die Angst ist tot, - xXxXxXxXxX
Die Hoffnung kommt, erst langsam, dann in Schüben, - xXxXxXxXxXx

Bricht sie sich Bahn, es sinkt die Herzfrequenz. - xXxXxXxXxX
Das Fenster, dieser Ausschnitt aus dem Leben, - xXxXxXxXxXx
Belebt sich nun, und in der Konsequenz - xXxXxXxXxX

Will sich die Ahnung zur Gewissheit heben: - xXxXxXxXxXx
Die Frage, die sich stellte, geht als Nacht. - xXxXxXxXxX
So ferne sie auch scheint: Sie bleibt auf Wacht. - xXxXxXxXxX (das "ferne" hat eine Auffüllsilbe; z.B: so weit entfernt und doch bleibt sie auf Wacht)



Hallo Walther

Zum Formalen s.o. Einen Holperer i. e. S. habe ich nur in S2V2 gelesen.
S1V4: stumm ist schweigt - für mich sehr gelungen, Form und Inhalt wirken miteinander
S4V3: Das Spiel mit dem Titel und dem Aufwachen einerseits, das Empfinden einer gewissen Deplatziertheit des Wortes andererseits. Zusammen mit dem "ferne" etwas altbacken.
Andererseits ist es die Auseinandersetzung eines älteren Menschen mit dem Tod.
Die von Dir intendierte Frage ist wohl:
Werde ich (heute nacht) sterben bzw. den nächsten Morgen erleben?

Gegen das nackte Grauen, das mit der tatsächlichen Auseinandersetzung mit dem wirklichen Tod aufkommen kann, ist wohl kein leicht zu erringendes Kraut gewachsen.

Das Werk erinnerte mich wieder an diese so wundervolle Arie aus der Johannespassion von J.S. Bach:
"Mein teurer Heiland, laß dich fragen,... Bin ich vom Sterben frei gemacht?"

Gerne gelesen!

LGvL.
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