Thema: Der Turm
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Alt 12.03.2011, 22:08   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Lieber Onkie,

es ist für mich entsetzlich schwer geworden, mich eindeutig pro oder contra "Turm" zu äußern.
Dein Gedicht zwingt jedoch nicht dazu, es zeigt auf. Es stellt die Medaillenseiten gegenüber - hoch aktuell.

Gerade heute habe ich einen ausführlichen Bericht über Tschernobyl gesehen.
Fukushimas Turm zeigt gerade seine "Hörner".

Ich konnte dein Gedicht nicht frei von den aktuellen und vergangenen Bildern lesen.
Ich denke, es ist längst zu spät sich pro oder contra zu äußern. Die Türme stehen da und neue kommen hinzu.
Fast verzweifelt frage ich, was es nützt, sich pro oder contra zu stellen, wenn jene (Politiker, Staaten im Werden usw.) zu keiner Einigung kommen.
Mit Entsetzen sah ich die Lügen und Zurückhaltung in Punkto Berichterstattung. Diese Lügen und die Zurückhaltung sind für die Staaten zwingend. Niemand kannte vor Tschernobyl die Ausmaße und noch weniger hilfreiche Strategien, diese einzudämmen.
(60 Hubschrauberpiloten überfloben den Kernreaktor und warfen Sandsäcke ab, um die Glut zu löschen. Alle 60 sind tot und sie werden nirgendwo erwähnt. Tausende Menschen wurden evakuiert. Man weiß nichts von ihnen.
Wenn du siehst, in welcher Ausrüstung im Westen die Strahlenwerte gemessen werden und dagegen die russischen Bergleute, die sich im Unterhemd zum Untergrund "geschaufelt" haben, um zu verhindern, dass Flüsse und Meere verseucht werden, dann erkennst du ungeheure Gefahr und die Machtlosigkeit des Einzelnen.)

Zurück zum Gedicht.

Ich bringe ein paar Vorschläge ein. Schau sie dir an und entscheide:

Komm mit, ich zeig dir einen stolzen Turm.
Er ragt, wo alle Geigerzähler geigen,
so hoch hinaus, dass selbst die Bäume schweigen.
Man sieht von Nacht umrissen und im Sturm
den Turm, aus dem die weißen Wolken steigen.

Zuweilen ruht in ihm ein kleiner Stern,
dann leuchtet er im Inneren verborgen,
er leuchtet hell und macht uns keine Sorgen.
Er spaltet, teilt mit uns aus seinem Kern
ein wenig Wärme, Licht bis in den Morgen.

Doch er betrügt mit seiner leisen Art.
Er treibt die Welt entzwei mit seinen Keilen,
er ist das Böse, will die Welt zerteilen.
Wie er in Stille wartet, darauf harrt,
dass wir ihn nutzen, füttern und verweilen.

Denn wird er heiß, ist er der Teufelssohn.
Man kann ihn nicht besänftigen und kühlen.
Dann bohrt ein gift'ger Stoß von Molekülen
sich in dein Mark und Bein. Und wie zum Hohn
wird er die Welt, Natur und Mensch zermühlen.


Der Luxus und alle Bequemlichkeiten holen uns ein und werden zur Gefahr.
Dennoch müssen wir zusehen, dass andere denselben Weg gehen.

Ich fühle mich sehr betroffen.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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