Lucia
Wer hängt hier, in nachtdunkler Kammer, nur?
Das ist doch Lucia, die Klammerschnur!
Sie sehnt sich zum Garten hin, lenzumweht,
in welchem Edgardo, der Ständer, steht.
Sie denkt an die heißesten Schwüre gar,
als sie ihm noch liebste der Schnüre war.
Für ihn sprang sie einst in die Bresche, fast:
Als stark er sich bog unter Wäschelast,
sprich: Feinripp-Dessous aller Spießer. Flugs
lud sie sich da auf manche Schiesser-Buchs.
Oft hing sie so voll, dass sie kaum etwas sah,
ihr Herz jedoch schwoll, dem Umschwärmten ganz nah.
Zwei Jahre warn beide tagtäglich intim -
dann wurd sie entbunden und rief laut zu ihm:
"Nimm außer mir keine! Ich brauch deinen Schwur!"
Doch er sprach : "Zieh Leine, du klammernde Schnur!"
Nun hängt sie im Dunkeln, verlassen, welch Pein!
Und draußen, ein Schunkeln! Ihr Schatz, nicht allein.
Da flattert, mit Neylon, im Wind ohne Scheu,
ein Schnürchen aus Ceylon, so biegsam und neu.
