Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.04.2011, 16:04   #3
Yoapharél
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe Can,

mir gefällt dein Gedicht sehr! Es lässt sich rhythmisch gefällig lesen, bis auf den einen Funken der Gerechtigkeit, den ich, wie Justin, in den Funken... ändern würde, denn da holpert es doch stark. Es holpert weiterhin hier: bis ich die Sonne aufgehen sah. Hier müsste aufgehen elidiert werden zu aufgehn, um den vierhebigen Jambus, der sich sauber im Wechsel von weiblichen und männlichen Kadenzen durch das ganze Gedicht zieht, zu gewährleisten. Eine Ausnahme wäre der Trochäus zu Beginn, aber das stört mich nicht weiter, zumal es der Einstieg ins Gedicht ist, also nur einmal zu Beginn vorkommt. edit: Und, wie ich gerade sehe: Gab es für mich in diesem Leben ist auch kein Jambus, aber es fügt sich dennoch rhythmisch für mich noch akzeptabel ein.

Auch in puncto Zeitform stimme ich Justin zu (S3). Zu lange lebte ich in Ketten/Und nahm mir selbst die Helligkeit/Von dunklen Orten musst ich fliehen/Bis ich die Sonne aufgehen sah. -> Vergangenheit und ab hier: Und eines Morgen dort am Himmel/Da war sie einfach plötzlich da müsste es in der Gegenwart weitergehen, denn nun hat das LI die Sonne ja gefunden!

Zitat:
Zitat von Justin Beitrag anzeigen
In der 2. Stophe erscheint mir der Ausdruck "pötzlich wieder" angemessener.
Das hängt sicher davon ab, ob das LI die Sonne schon jemals erblickte, oder erstmalig. In letzterem Fall wäre deine Version korrekt, in ersterem Justins. Ich verstehe es so, dass das LI bisher nur in Dunkelheit lebte, das Licht also erstmalig erblickt. Gerade dieses Da war sie einfach plötzlich da. hat für mich eine Tiefe, die deutlich spüren lässt, dass ein entscheidender Umbruch im Leben des LI geschieht. Diese Stelle berührt mich tief!

„Wie theatralisch“ Sagst du leise.
Und stellst dich ganz dicht neben mich.
Du summst das Lied auf deine Weise.
„Die Helligkeit, die findet dich.“


Kannst du mir das ein bissel näher erklären? Es gibt also ein LD, dass die Tiefen und Untiefen des LI, seinen schweren Weg vom Schatten ins Licht offenbar nicht ganz verstehen und nachvollziehen kann, denn dieses theatralisch birgt meinem Empfinden nach eine leicht ironische Komponente in sich. Wohingegen das leise sprechen und die körperliche Nähe doch für Anteilnahme und Mitgefühl sprechen. Das LD kann nur mit einem gewissen Unverständnis (Du summst das Lied auf deine Weise), vllt aus Mangel an eigener Erfahrung sagen: „Die Helligkeit, die findet dich.“ Interpretier ich das richtig?

Noch ein Wort zu deinen Großbuchstaben zu Zeilenbeginn: Ich weiß, dass das dein persönlicher Style ist, die Großen habens ja auch so gemacht. Davon abgesehen, dass aber vieles antiquiert und überholt ist, was die Großen so taten (wie ich neulich lernen musste, Gruß an Stimme! ), sagt mir diese Form auch nicht besonders zu, zumal ich dadurch ein Holpergefühl beim Lesen bekomme.
Davon abgesehen, muss das Sagst in S4 aber klein geschrieben werden.
Ich hab auch interpunktionsmäßig noch kleine Änderungsvorschläge.
Ich setz dir dein Gedicht unter Berücksichtigung aller eben angesprochenen Punkte mal hier rein. So würde es mir persönlich am besten gefallen, aber das ist natürlich nur ein Vorschlag. Es ist und bleibt dein Werk!

Der Himmel über mir

Summend steh ich hier im Regen (oder Komma)
ein Zeichen der Zufriedenheit.
Zu lange lebte ich in Ketten
und nahm mir selbst die Helligkeit.

Von dunklen Orten musst ich fliehen,
bis ich die Sonne aufgehn sah.
Und eines Morgens dort am Himmel,
da war sie einfach plötzlich da.

Ist das mein Himmel, den ich suchte?
Ist hier mein Platz nach all dem Leid?
Gibt es für mich in diesem Leben
den Funken der Gerechtigkeit?

„Wie theatralisch“ sagst du leise,
und stellst dich ganz dicht neben mich.
Du summst das Lied auf deine Weise:
„Die Helligkeit, sie findet dich.“


Es ist in jedem Fall ein schönes Werk mit schönen Metaphern, das mich sehr berührt hat!


Liebe Grüße,
fringilla

Geändert von Yoapharél (11.04.2011 um 16:16 Uhr)
  Mit Zitat antworten