Hallo Thomas,
dein Gedicht, das du uns pünktlich zur Osterzeit geschenkt hast, hat mich begeistert, denn die Bilder, die du in Worte gekleidet hast, sind nicht nur schön, sondern sie gehen auch in die Tiefe und sie berühren; denn dein Gedicht betrachtet und beschreibt eine existenzielle Glaubensbeziehung. In dem 1. Teil beschäftigt sich LyI mit den Gedanken an den Tod und versucht, eigene Vorstellungen zum Thema Tod in Worte zu fassen.
2.Teil, 1.Str. LyrI beobachtet einen Sonnenaufgang der sich aus dem Morgengrau erhebt und dieses Bild der Auferstehung Christi gleichsetzt. Ein wunderschönes Bild! Aus der Dunkelheit ins Licht. Aus der Unwissenheit in die Klarheit über den Lauf des Lebens.
Und mit diesem religiösen Bild wird eine jubelnde Hoffnung präsentiert: "Auch du wirst auferstehen"…denn nach dem Tod folgt: Das Licht, das ewige Leben. (2.Str. 2.Teil)
In der 3. Str. kommt LyrI zurück auf den Boden der Tatsachen, aber drückt aus, dass dieser Eindruck des neues Tages als ein Bild der Hoffnung und der Auferstehung, die gleichzeitig in Verbindung mit eigenem Schicksal verbunden ist, seitdem im LyrI immerwährend nachklingt.
Thomas, das sind einfach wunderschöne Bilder!
Was die Technik anbelangt: Du verwendest zwar Reim, aber mit ungleichen Zeilenlängen, was ich als passend und zeitgemäß betrachte und was mir persönlich auch oftmals mehr gefällt, denn durch die ungleichen Verslängen kann man dem Gedicht eine besondere Dynamik verleihen. Und das ist dir besonders in dem 2. Teil gelungen.
Trotzdem habe ich zwei Anregungen:
a) 2.Teil, 1.Z.: das Wort „kaltem“ würde ich in "stummen" umwandeln. Rein gefühlsmäßig, aus dem Bauch heraus, würde es mir besser ins Bild passen.
b) Und dann würde ich die Anfangsbuchstaben in den Zeilen nicht durchgängig groß schreiben, sondern nur dann, wenn es wirklich sein muss. Ich habe irgendwie das Gefühl, die Großbuchstaben am Anfang jeder Zeile behindern den Lesefluss. Ich zeige es dir anschaulich, was ich genau meine (ich habe auch einige Kommata reingestreut):
Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
du merkst der Sonne Sinken kaum.
Auf glatter Fläche treibt dein Boot
in einen grenzenlosen Raum,
gewiegt von einem Zukunftstraum,
befreit von allem, was dich hat bedroht.
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.
II
Wie herrlich aus dem kalten Tod,
der Nebelnacht und Sorgen,
hebt in den zarten Morgen
die Sonne sich, in gold‘nem Rot.
Als ich sie heute früh gesehen,
da stieg mein Herz empor
und übersang der Vögel Chor
und sang mit hellem Freudenklang:
"Auch du wirst auferstehen!"
Ich komme mir als Schwärmer vor,
der wirre Zeilen schreibt.
Und dennoch bleibt
der Lobgesang mir lang im Ohr.
Sehr gerne gelesen und kommentiert: Ein Gedicht, das auch in mir lange nachklingen wird.
herzliche Grüße
ly
Tau