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Alt 06.05.2011, 22:33   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Thomas,

zum Formalen brauche ich mich hier nicht weiter zu äußern, es stimmt so gut wie alles, weshalb wir uns damit auch nicht weiter aufhalten müssen.
In diesem Sinne schon mal einen Daumen hoch.

Der Textaufbau ist stringent und folgt konsequent einem roten Faden, der die Wissenschaftshörigkeit mancher Zeitgenossen darstellt und kritisiert.

Die Welt in diesem Sinne als begrenztes zweidimensionales Schachbrett darzustellen, auf dem die Protagonisten als Schachfiguren auftreten und ihre beschränkten Fähigkeiten benannt werden, ist eine gute Möglichkeit, die Grenzen aufzuzeigen, welche die Natur den erwähnten Figuren setzt und somit als gelungenes Metaphernbild zu bezeichnen.

Der schlaue Bauer als Hauptprotagonist jedoch, der am eingeschränktesten in seinen Möglichkeiten ist, der nur vorwärts, niemals rückwärts ziehen kann, also stur nach vorne schreitet, zudem noch ziemlich wehrlos, besitzt somit also nur eine angebliche Schlauheit, da doch scheinbar seine Existenz von allen möglichen Dingen abhängt, die er gar nicht wissen und erfassen kann.
Er bildet sich aber ein, durch die Wissenschaften alles erklären zu können und wird recht selbstzufrieden, obwohl ihn manchmal das dumpfe Gefühl beschleicht, von einer anderen denkenden Kraft sinnvoll gesteuert zu werden, zumindest glaubt er das.

Das aber tut er im Erkenntnisstand der Wissenschaften schnell wieder als Unsinn ab, weil es sich nicht empirisch beweisen lässt.
Er kann also nicht über seinen Tellerrand hinausschauen.
Und so nimmt das Leben seinen gewohnten Gang, das Bild, welches mit der Idee vermittelt werden soll, entsteht und weiter gibt es dazu nichts zu sagen.

Wenn, ja wenn da nicht noch eine Kleinigkeit wäre, die in diesem Bild fehlte:

Auch wenn der schlaue Bauer die schwächste Spielfigur in diesem Spiel darstellt, so steckt doch in jedem dieser bedauernswerten Gestalten eine potentielle Dame, also die mächtigste Figur auf dem ganzen Feld, die es nur zu befreien gilt.
Dafür muss er lediglich sechs Felder nach vorne rücken und zwar in genau jene Richtung, die ihm seine Natur bestimmt hat. Und manchmal gelingt es tatsächlich einem von ihnen, unter zu Hilfenahme aller gegebenen Möglichkeiten, jede Deckung gebrauchend, indem er die Fähigkeiten der anderen Figuren geschickt ausnutzt, sein Ziel zu erreichen, ohne daß seine Absichten den anderen zu früh ersichtlich werden und sie ihm so dabei nicht mehr zu folgen vermögen.

Und plötzlich sagen alle anderen: Sieh an, dieser schlaue Bauer!

Und das ist kein Glauben, das ist das Wissen um den Satz vom Grunde.

Deshalb sollte man einen philsophierenden Bauer auch niemals unterschätzen.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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