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Alt 07.05.2011, 21:18   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe Stimme,

herzlichen Dank für deinen einfühlsamen Kommi - ich fühle mich total verstanden. Indem du deine Geschichte erzählst, baust du gleichzeitig auf.

Mein Gedicht hat einen sehr persönlichen Charakter. Es war mir direkt ein Bedürfnis, den langen Werdegang zu verdichten und zu posten.

Wie tief solche Prägungen sitzen, habe ich daran erkannt, wie zaghaft und wie lange ich mit der 3. Strophe umgegangen bin. (Ich hatte immer noch Bedenken, mich zu "versündigen".)
Bis zu meinem 13. Lebensjahr lebten wir, meine Mutter, mein Bruder und ich, in einem streng katholischen Dorf und gehörten zur Minderheit der ev. Kirche.
Ich lernte ab dem 7. Lebensjahr (Schulbeginn), dass wir der schlechten Kirche angehören und niemals in den Himmel kommen können.
Trotzdem durfte ich mit meinen katholischen Mitschülern im Pastorat am Religionsunterricht teilnehmen.
Uns wurden die "Höllenqualen" sehr plastisch vorgeführt.
Aufgrund meiner "prekären" Lage, lernte und frommte ich besonders eifrig.
Ich hätte alles drum gegeben, zu konvertieren, aber ich durfte nicht. Meine Mama verbot es nicht direkt. Sie stellte mir in Aussicht, dass ich mit 21 Jahren allein darüber entscheiden könne.
Diese "Ewigkeit" wurde für mich zur weiteren Höllenqual. Nicht auszudenken die Sündenansammlung ohne jede Vergebung. Viel mehr litt ich um das Seelenheil meiner Mutter und meines Bruders.
Damit habe ich dir einen kleinen Ausschnitt meiner Erlebnisse und Erfahrungen gestanden.
Man legt sie nicht wie ein getragenes Hemd ab, trotz neuer Erkenntnisse über Lesen und Diskussionen.

Das, liebe Stimme,

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Religion könnte nicht so mächtig sein, wenn sie nicht mit Gefühlen, dem Implizieren eines schlechten Gewissens und menschlichen Urängsten arbeiten würde.

Sich am "Sein zu orientieren" schmälert nicht den Wert der Liebe oder des Lebens. Liebe und Leben ohne Zwang macht erst frei. Dann sind die "Türen offen und der Weg frei" - in ein neues und freies (und damit tatsächlich schöneres) Leben. Das einzig Schwere liegt im Bewusstwerden der eigenen Verantwortung, aber man lernt, sie zu tragen und im Umgang mit den Mitmenschen "leiser aufzutreten". Es gibt viel Schönes zu entdecken, der Übergang ist traurig, aber die Freiheit eine Erlösung.
kann ich inzwischen nur unterstreichen, trotz beständiger Übung darin.

Danke für einen intensiven und offenen Austausch.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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