Ausgeblufft
Ein Mann sitzt auf dem Gang,
inmitten seiner Leere,
und Niemand geht entlang.
Ihm bleibt nur diese Schwere.
Die Augen blicken stumpf,
sind jenseits vom Verstehen;
im Spiel fehlt ihm ein Trumpf,
der Stich bleibt ungeschehen.
Ob Poker oder Skat,
hier stechen stets die Gleichen;
so steht's auf dem Plakat:
Es trumpfen nur die Reichen.
Er hat das Hoffen schon
sehr lange aufgegeben.
Das Warten ist sein Lohn,
er wartet auf - das Leben.
Der Tisch ist reich gedeckt,
wenn alle Edlen speisen;
sein Hunger ist geweckt,
der Blick beginnt zu kreisen.
Ein Krümel fällt herab
und bleibt am Boden liegen.
Der Hund setzt sich in Trab,
muss brav den Rücken biegen.
Die Tafel seines Herrn
ist voller milder Gaben,
deshalb darf er auch gern
davon die Reste haben.
Er wartet ohne Sinn,
im Niemandsland gestrandet;
bis er dann endlich in
des Todes Armen landet.
(Inspiriert von den Kürzungen im Sozialbereich und von meiner Tätigkeit in einem Sozialunternehmen, wo jeden Tag Menschen auf dem Gang sitzen - und warten ...)