Thema: Fernweh
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Alt 20.05.2011, 18:12   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, liebe Dana,

Zitat:
zuerst zur Sprache mit feinsten Umbrüchen, die dem Leser Intensität und Aufmerksamkeit abverlangen. Das ist dir lyrisch super gelungen.
Erst mal ein Dankeschön für dein Lob. Die Enjambements bekomme ich offenbar so langsam in den Griff, anfangs tat ich mich schwer.

Ja, die Männer finden eher Gefallen an Schopenhauer, wogegen uns Frauen wohl eher Platon "liegt". Na ja, das liegt wohl am Charakter der Philosophen, aber ich sag jetzt besser nix mehr ...

Zitat:
Ich verstehe dein Werk so, dass die Seele bereits eine ewige "Heimat" hat.
Sie "verlässt" diese immer wieder, lt. Gedicht ungewollt (oder ungewünscht) und darum wird sie von einer Sehnsucht getragen.

Hier lass uns "streiten", denn ich stelle mir vor, dass die Seele das will.
Liebe Dana, ich freue mich, dass du mein Werk in diese Richtung interpretierst. Zu meinem Bedauern muss ich zugeben, dass ich eigentlich etwas Anderes im Sinn hatte - nämlich das "Reich der Fantasie". Dein Verständnis ist aber ebenso richtig, denn unbewusst habe ich wohl auch diese Intention "mit hinein geschreiben", ohne es zu bemerken. Nachdem du es mir hier aufgezeigt hast, kann ich diese Sichtweise auch erkennen. Manchmal lernt die Verfasserin ihr Werk erst durch die Leser richtig kennen.

Das hier ist so ein "Fall", und ich bin durchaus angetan! (Nicht von meinem Geschriebenen, sondern von deiner Interpretation, das möchte ich noch sagen.)

Was meine Gedanken beim Schreiben betrifft - ich weiß nicht, aber ich denke, du hast das wohl auch schon erlebt, dass man, wenn es mal wieder "ganz dick" kommt, ab und zu "abschaltet" und sich in Wunsch- und Tagträume begibt. Eine Art "Refugium", wo man sich einfach Alles vorstellen kann. Dort gibt es keine Lügen, keine Enttäuschungen, keine echten Bedrohungen, denn man kann sich immer ein "Happy End" ausdenken.

Diese Woche war für mich (emotional) sehr hart, zur Zeit ist wirklich Alles, wofür jahrelang geackert und sich bemüht wurde, aus politischen Gründen (neue Gesetze und Richtlinien) dabei, in die sprichwörtlichen Binsen zu gehen. Und es ist nicht leicht, dabei zusehen zu müssen, wie gerade erst trockene Alkoholiker zurück in die "Leere" geworfen werden, in dem Wissen, dass der gewonnene Halt unter diesen Umständen wieder verloren wird - ohne das Geringste dagegen tun zu können. Ich bekomme das unmittelbar mit, auch wenn ich nur "ehrenamtlich" in diesem Bereich tätig bin.

Ich ertappte mich bei einem Tagtraum, in dem ich die Möglichkeiten besaß, das alles "zum Guten" zu ändern, einen "Wunschtraum" reinsten Wassers. Also habe ich die Vorstellungsbilder eine Zeitlang genossen, um, wie es so ist, aprupt in die Wirklichkeit zurück zu kehren - die U-Bahn kam an meiner Haltestelle an.

Das brachte mich auf den Gedanken, es in einem Gedicht zu "verarbeiten", bzw. darzustellen. Eine kleine, kurze Flucht in eine "heile" Welt - und das unsanfte Erwachen, das sich wirklich im Geiste so anfühlt, als ob man auf der Realität "aufprallt" und sich wünscht, man müsse die ganze Misere und das Elend nicht sehen. Ich habe mir im Leben schon manchmal (in schlimmen Zeiten) gewünscht, in dieser "Fantasiewelt" bleiben zu können. Weißt du, liebe Dana, mein Job ist nicht leicht, Kollegen und Kolleginnen mit Magengeschwüren, Burn-Outs und Depressionen sind die Regel, aber man macht eben weiter ...

Ich bin schon in Ordnung, aber ich wäre kein Mensch, wenn mich die neue Gesetzgebung nicht berühren würde.

So, genug davon.

Wie findest du meine Arbeit mit den Vokalen, sowohl innerhalb der Verse als auch in den Endreimen? Ich habe bewusst gearbeitet, mich würde die "Wirkung" sehr interessieren, auch der Wechsel zu männlichen Kadenzen in der letzten Strophe. Im Moment versuche ich mich nämlich an diesen "Stilmitteln". Es darf sich gerne auch jemand Anders diesbezüglich zu Wort melden, es würde mich freuen.

Zitat:
Es hat mir Freude bereitet, mich auf dieses, dein Fernweh einzulassen.
Herzlichen Dank!

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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Geändert von Stimme der Zeit (20.05.2011 um 18:23 Uhr) Grund: Kleine Änderung einer Formulierung.
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