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Alt 22.05.2011, 15:29   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, liebe larin,

das hier ist ein echtes "Meisterstück". Mit dieser Gedichtform bin ich nicht vertraut, bzw. kenne ich den Namen nicht, aber es ist sehr ansprechend. 7 Verse - geht es in Richtung Ballade/Lied? Dafür spricht auch die direkte Rede, die hier angewendet wird. Es ist ja ein Dialog zwischen "alter" und "neuer" Zeit bzw. Klassik und Moderne. Ein bisschen erinnert mich die Ausdrucksweise aber auch an eine Hymne.

Sehr gelungen auch die Diskrepanz zwischen den völlig unterschiedlichen Ausdrucksweisen - da stehen sich buchstäblich das 18. und das 21. Jahrhundert "gegenüber".

Ein bisschen Neid gebe ich zu - das ist eine tolle Idee, weshalb ist mir so etwas nicht eingefallen?

Mir gefällt auch, dass du nicht nur den Paarreim nutzt, sondern wirklich gekonnt mit dem umarmenden Reim eine "Verbindung" zwischen den "Zeiten" schaffst. Denn schließlich: Alle Zeiten haben eines gemeinsam, nämlich das Dichten. Ich persönlich glaube, dass "Wortkunst" schon mit dem Entstehen der menschlichen Sprache zusammenfiel, spätestens dann, als die Menschen begannen, sich abends am Feuer Geschichten zu erzählen ...

Bei allem Humor "höre" ich aber auch ein wenig Ironie heraus, denn "weil danach kein Schwein heut grunzt!" klingt ein wenig "sauer". Ja, da gibt es Probleme. Klassische Dichter werden immer seltener gelesen, weil die Sprache der damaligen Zeit "altmodisch, schwülstig, verkünstelt" klingt, es wäre anstrengend, sich da in ein Verständnis "hinein zu lernen". Andererseits ist es manchmal auch schade, dass es heutzutage ausgesprochen verpönt,ja, fast schon "verboten" ist, einen kleinen, schriftlichen "Ausflug" in diese Zeit zu machen und selbst ein Gedicht mit dieser Ausdrucksweise und Wortwahl zu schreiben. Würde ich selbst auch furchtbar gerne mal machen ...

Da bleibt als "Ausweg" nur der Humor übrig.


Zitat:
„Rötlich färbt sich nun die Schale,
die die Sonne tief im Tale
eintaucht in ihr zartes Licht ___“

Jetzt gebe ich frei und offen zu: Das finde ich schön! Mein Outing als Antiquitäten-Liebhaberin (im Geiste, nicht im Gelde).

Eigentlich bin ich keine Freundin von Elisionen, d. h. ab und zu "rette" ich eine Aussage/einen Inhalt auch selbst damit (*verschämt guck*), aber hier passt für mich "führn, spürn, rührn" (obwohl sicher dem Reimschema "geschuldet") wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Einwandfrei, im Sinne der Wirkung!

Nur bei "Gunst" ist das ein weiches s, im Gegensatz zu den beiden folgenden harten z. (Es stört mich nicht, ich sag's nur mal so.)

Ein Gedichte zum Schmunzeln - und ein klein wenig auch zum Seufzen.

Mit echtem Genuß gelesen!

Liebe Grüße

Stimme der zeit
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