Dichterleid
Dichterleid
Am Rand des Lebens steht der Dichter
Und denkt sich viel und seinen Teil.
In seiner Klause flackern Lichter.
Auch sein PC ist nicht mehr heil,
Es kratzt die Platte, streiken Tasten
Und erst die Maus, die rutscht und piept.
Er flucht laut über Alltagslasten,
Als er den Vers nach oben schiebt,
Weil er jetzt meint, so klingt er besser.
Da stürzt es ab, das blöde Word,
Er nähm am liebsten jetzt ein Messer,
Doch killt mit Worten nur der Nerd
Und nicht mit Hammer und Pistole,
Mit Schraubendreher oder Kraft.
Er startet nach der Kapriole
Den Rechner neu, und fieberhaft
Sucht er die Daten auf der Platte.
Da geht das Licht im Haus ganz aus.
Den Ärger, den der Dichter hatte,
Erträgt die fortgeworfne Maus.
Sie donnert knallend ans das Fenster.
Der Dichter stöhnt ein letztes Mal.
Dann hört er keckernd die Gespenster.
Das Leben ist halt Seelenqual.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (01.06.2011 um 11:40 Uhr)
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