Rösleins Not
Sah ein Knab das Röslein gehn,
konnt sich stets dran weiden:
War charmant, natürlich schön!
Knabe wollt vor Lieb vergehn,
dennoch keine Freuden
hatte Röslein - Rösleins Not
klang: "Kann mich nicht leiden!"
Röslein sprach zu Doktor Stich:
"Sollst mich morgen schneiden!
Danach wieder leid ich mich.
Form mich makellos, versprich!
Zweifel will ich meiden.
Mir die Schönheit, dir dein Brot!
Dient es doch uns beiden".
Jetzt, sobald das Röslein naht,
Knab muss ab sich wenden.
Röslein ist von Stiches Tat,
mancher falsch gesetzten Naht
aus des Meisters Händen,
lebenslang entstellt, fragt stumm:
"Wie soll das bloß enden?"
Röslein hat nen Karpfenmund,
muss nach Luft oft ringen.
Näschen schief, die Büste: Schund!
Augenbrauen hängen und
eine will stets springen.
Röslein, ach, was warst du dumm!
könnt jetzt mancher singen.