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Alt 06.06.2011, 17:13   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, liebe larin,

da ich weiß, dass du metrisch versiert bist, denke ich, du lässt hier "den Wind durch's Gedicht wehen". Mal weht er ruhiger, dann wieder in Böen.

Da ist ein kleiner "Sturm" vorübergezogen und hat die Betonungen und Kadenzen "verwirbelt" (aber die Daktylen überwiegen, da ist schon auch etwas "Stetiges" drin, der Wind weht ja auch immer, selbst wenn er so schwach ist, dass wir ihn nicht bemerken) - hier passt das als Stilmittel hervorragend zum Thema, finde ich.

Aber nicht nur im "Groben", sondern auch im "Feinen":

Zitat:
Sich senken, sich heben - ihm fällts nicht schwer.
Es hebt und senkt sich der Wind ...

Zitat:
und treibt pralle Segel vor sich her.
Super - hier "prallt's" wortwörtlich.

Zitat:
Ist's ihm ein Husten, ein Lachen und Prusten,
dröhnt er nur höhnisch: "Habs geschafft" ...?

scheucht er die Wellen meterhoch!
Wenn er jubelt und zischt durch schäumende Gischt
pfeift er sein Lied laut im Felsenloch.
Betonte Versanfänge, wenn er "lauter" bzw. "heftiger" wird.

Ebenso symbolisiert wohl auch der nur "halb" gereimte Kreuzreim das "Heben und Senken".

Also: (Kunst)handwerklich absolut top!

Zitat:
Catch me if you can!
Das kann niemand, der Wind lässt sich nicht fangen ...

Mir gefällt auch der Inhalt. All die vielen "Seiten" des Windes, vom "sanften Streicheln" bis hin zum zerstörerischen Sturm sind hier dargestellt, selbst seine "Hilfe" bei so elementaren Lebensgrundlagen wie dem Pollenflug (uffi, daran denke ich aber lieber nicht) fehlt nicht.

Nur eins passt nicht so ganz, das musst du aber nicht ändern, ist nicht schlimm - nur eine Anmerkung:

"meterhooch" und "Felsenloch" - das eine wird lang und das andere kurz betont.

Das hier ist meine persönliche Lieblingsstelle:

Zitat:
Ist's ihm ein Husten, ein Lachen und Prusten,
dröhnt er nur höhnisch: "Habs geschafft" ...?
Möchte man manchmal meinen ...

Ich habe mich hier sehr gerne "durchpusten" lassen.

Mit vom Winde verwehten Grüßen

Stimme der Zeit
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