Hallo, Walther,
ja, man sollte Schmerz "zulassen", nur so kann man ihn dann auch "hinter sich lassen". Es ist im Grunde dasselbe wie mit der Trauer: Was man herunter schluckt, frisst innerlich weiter ...
Letzten Endes verhärtet sich wirklich ein Teil des Gefühlslebens, das kann zu einer scharfen Schneide werden, an der man sich tiefer verletzt als jene, die getroffen werden sollen. Mit Rache schneidet man sich ohnehin nur selbst ins Fleisch. Nicht umsonst gibt es die Metapher vom "zweischneidigen Schwert".
Leider ist es so, dass Worte oft die gefährlichste "Waffe" sind, denn gerade mit ihnen verletzt oder kränkt man seine Mitmenschen am meisten. Vor allen Dingen trifft es ohnehin häufig die Falschen, und selbst wenn "der oder die Richtige" getroffen wird, handelt es sich in vielen Fällen sogar um Gründe, die gar keine sind - oder Irrtümer. Was das Ganze für beide Seiten noch schlimmer macht. Worte "morden" vielleicht keine "Körper", aber dafür "töten" sie Freundschaften und/oder Beziehungen ...
Zum "Formalen" möchte ich noch etwas anmerken, denn hier endeckte ich den "versteckten Sinn" erst nach mehrmaligem Lesen. Zuerst dachte ich, es müsste anstatt "steht" korrekterweise "ist" heißen, aber nein.
Zitat:
Ihm steht nach Rache, Mord im Wort.
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"Im Wort" steht (bei ihm) Rache, und
danach steht Mord "im Wort (in seinem Wort)". Oder auch: (Bei) ihm steht nach Rache der Mord im Wort
geschrieben. Das finde ich großartig gemacht, wirklich. Da "spielst" du mit den Worten und deren Bedeutungsinhalt, sogar auf mehreren Ebenen. Das gefällt mir sehr!
Tja, "verbaler" Mord ist eine ausgesprochen fiese Sache. Vor allem, da es selten einen
wirklichen Grund gibt - meist nur einen, den der "Rächer" sich aus irgendeiner unbegreiflichen Ursache heraus selbst zurecht gelegt hat, wobei das "Opfer" dann die "Welt nicht mehr versteht", da aus dessen Sicht heraus gar kein Grund existiert ...
Gerne - und sehr ungerne gelesen.
Ich schätze, du verstehst das schon richtig.
Liebe Grüße
Stimme