Hallo, Faldi
,
weißt du, was ich einen Moment lang dachte, als ich es zum ersten Mal durchgelesen hatte? Ich dachte mir: Hätte ich es bloß nicht gelesen. Es "steckt" nämlich an - oder besser, es gibt dem Gefühl Nahrung, unter dem auch ich "leide". Ich kann es nicht leugnen, manchmal gibt es Tage, wo ich mir einfach nur sehnlichst wünschte, ich müsste nichts mehr davon sehen oder hören ...
Dem gebe ich nicht nach, aber er ist einfach so ermüdend, dieser ganze "Mist". Es erfordert wirklich den Kampf gegen den "inneren Schweinehund", um trotzdem weiter engagiert und interessiert zu bleiben.
Und genau da liegt das Problem. Wie viel andauernde Frustration hält ein Mensch aus, bevor er mental "abschaltet"? Diese Gefahr besteht immer, und ich stelle fest, dass mir der Widerstand immer schwerer fällt, je älter ich werde.
Schon der Titel bringt mich in Versuchung, meinen Kopf auf die Tastatur fallen zu lassen. Willkommen in der Politküche. Dort gibt es heute, was es gestern gab und, weil's so gut schmeckt, morgen schon wieder.
Zitat:
Es ist per Exklusivvertrag
mit Lügen und Diäten
der aktuelle Bundestag
gewöhnlich angetreten.
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Ja, das kann man sich fragen. Gibt es einen Exklusivvertrag, in dem Lügen und Diäten(erhöhungen) gesetzlich nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind? Sozusagen als "Voraussetzung" für einen gelungenen Einstieg in die "hohe Kunst der Politik"? Der "aktuelle" Bundestag tritt an - wie gewöhnlich. Gewöhnliche Politiker. Die gewöhnliche Politik machen. Weil sie so gewöhnlich sind. Einmal möchte ich etwas Außergewöhnliches erleben dürfen. Echt, nur ein einziges Mal. Das wäre ein Gegengift gegen diese gewöhnliche Ansammlung von Gewohnheiten. Aber wir gewöhnlichen Bürger sind mittlerweile gar nichts anderes gewöhnt. Argl.
Zitat:
Als Synonym für Politik
steht heute die Misere,
in der Bananenrepublik
macht Korruption Karriere.
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Ob in dem Vertrag auch festgelegt ist, dass Politker unter Androhung der Todesstrafe nichts Richtiges oder Vernünftiges machen dürfen? Tja, dann wollen wir mal. Verwandeln wir uns doch ebenfalls in eine Bananenrepublik. Mit ein bisschen Pech ist uns dabei der Klimawandel sogar noch behilflich. Beruflich habe ich Geschichten gehört, wie gut man bei Ämtern und Behörden durchkommt, wenn man ein bisschen ...
Zitat:
Jetzt naht das zweite Sommerloch
der Schwestern und der Brüder,
man sollte sie verjagen, doch
das Volk wird immer müder.
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Also ehrlich, die sitzen auch im Frühjahr, Herbst und Winter in einem tiefen "Loch". Kann man noch weniger als nichts tun?

Die meisten "Schwestern und Brüder" sind doch nur dann im Bundestag anwesend, wenn es absolut sein muss, d. h. "Pflichtanwesenheiten" müssen eingehalten werden. Ansonsten herrscht oft gähnende Leere. Golf- und Tennisspielen ist nicht nur interessanter, sondern auch wichtiger. Verjagen? Hm, wo wächst noch mal der Pfeffer in der Tüte?

Aber es stimmt: Wir
werden müder. Es geht einfach schon zu lange so, das tritt alles dermaßen auf der Stelle, dass es die "Antriebsenergie" zu rauben droht (was bei vielen wohl bereits geschehen ist). Wie ich weiter oben sagte, niemandes "Kräfte" sind unbegrenzt. Genau da liegt die größte Gefahr, und das ist es auch, was mich "durchhalten" lässt.
Zitat:
Der Staat sanierte routiniert
Betrüger sowie Banken,
doch kürzte er ganz ungeniert
bei Schwachen und bei Kranken.
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Unsummen, wahre Unsummen.

Aber das war ebenfalls schon "immer" so, selbst zu den Zeiten der Feudalherrschaft. Es wird ständig dem "nackten Mann in die Taschen gegriffen". Warum? Nun, da ist zwar in Hinsicht auf den Einzelnen nichts zu holen, aber die "Masse" macht's. Es liegt schlicht an der Tatsache, dass Wohlhabende oder Reiche sich zur Wehr setzen können. Womit sollte sich beispielsweise ein Hartz-IV-Empfänger wehren? Es gibt nichts, was er tun kann. Sonst nimmt man ihm auch noch das bisschen, das er zum Leben braucht. Diese "Opfer" sind hilflos. Mal eine Tatsache so nebenbei, als eine Art ergänzende Erklärung: Die meisten Einbrüche finden in ärmeren Wohngegenden statt. Da gibt es eben keine Alarmanlagen, Sicherheitsschlösser, Wachhunde oder Nachtwächter. In Krankenhäusern sind organisierte Diebesbanden ständig unterwegs - nur recht selten auf den Privatstationen. Tja ...
Zitat:
Darum ist auch der große Frust
des Volkes zu verstehen,
denn das hat langsam keine Lust
mehr weiter mit zu gehen.
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Auch wenn dieses Wort so "ausgelutscht" ist, wie nur möglich, verwende ich es trotzdem:
Politikverdrossenheit. Es fasst die ganze Strophe im Grunde genommen in einem Wort zusammen. Wer hat denn dieses ganze unerträglich inkompetente und vernunftlose Affentheater
nicht restlos satt? Nur: Die "davor" waren nicht besser - und die "danach" werden es auch nicht sein. Dieser Gedanke ist richtig frustrierend. Wie eine "chronische" Krankheit, die das Volk infiziert hat - und die es ums Verrecken nicht mehr los wird. Das größte Problem dabei ist, dass um alles in der Welt keine "Roßkur" in Frage kommen darf. Das wäre das Schlimmste, was passieren könnte, ja nicht. Da hilft nur, die Zähne zusammen zu beißen und weiterhin "wach" zu bleiben, auch wenn die "Temperatur" steigt.
Zitat:
So wird nun die Regierungspflicht
ganz einfach ausgesessen,
weil die Geschichte dafür spricht,
daß Menschen schnell vergessen.
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Seufz. Oh ja, und wie schnell. Der deutsche Michel meint: "Hm? War da nicht was, irgendwann hat doch irgendwer - oh, Fußball." Die Aufmerksamkeitsspanne (und das Gedächtnis) vieler Bürger ist beindruckend - löcherig. Skandale sind doch etwas so Gewöhnliches, das passiert doch dauernd. Interessiert keinen mehr. Außerdem ist Vergessen viel einfacher. Oh, Entschuldigung, hab ich vergessen - und schon ist man nicht schuld, wenn etwas schiefgeht. Außerdem ist "Aussitzen" einfach. Deshalb leiten die aktuellen Gewöhnlichen für gewöhnlich die Verantwortung an die gewöhnlichen Nachfolger weiter - bereits so gewohnheitsmäßig, dass es völlig gewöhnlich ist. Nix Neues unter der Sonne ...
Zitat:
Denn unser deutscher Michel ist
wie immer treu und bieder,
darum wählt er den alten Mist
beizeiten gerne wieder.
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Die deutsche Mentalität ist ein Phänomen. Kein Volk der Welt lässt sich derartig viel gefallen, das ist Fakt. Am "Stammtisch" wird "gebruddelt" und das nächste Bier bestellt, aber etwas tun? Nee, das soll doch jemand anders machen. Michel versteht nichts davon und will es auch gar nicht lernen. Das könnte anstrengend werden. Schimpfen und nichts tun ist viel angenehmer, viel einfacher und - man vermeidet "Schwierigkeiten". Oma und Opa, Mami und Papi und die Nachbarn im Stockwerk darunter haben schon
immer die Lilablaßblauen mit den rosafarbenen Tupfen gewählt, deshalb wähle ich die auch ...
Ich hab's so satt. Es ist zum Kotzen. Ich gehe wählen. Und ich kreuze nichts an, sondern schreibe quer über den Wahlzettel: Nein, danke!!! Dann werfe ich ihn ein. Wo ich keine Wahl habe, kann ich nur eines wählen - den Protest.
Bevor mich jetzt aber der Frust allzu sehr packt, ein Lob zur Form. Da ich sehr genau weiß, wie du für gewöhnlich schreibst, ist mir klar, dass die "Form" dem Inhalt "folgt". Sowohl die Worte als auch die Versanfänge und das Reimschema sind -beinahe- leiernd. Das macht -fast- müde. Mein Kompliment, es ist nicht zu viel, sondern der Thematik punkgenau angemessen, aber du vermeidest erfolgreich "echtes" Leiern. Ich bin nicht "eingeschlafen". Fein gemacht. Ich nehm's als "Lichtblick in der Dunkelheit".
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme
P.S.: sind die Zäsuren Absicht? Damit es rhythmisch zu lesen ist, musste ich sie alle "überlesen" und das Gedicht also quasi in "einem Rutsch" durchlesen. Es funktioniert übrigens gut, wenn ich es so mache. Ich merke es nur an, das ist keine Kritik. Es würde mich nur interessieren.