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Alt 18.07.2011, 15:48   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Falderwald,

danke für Deinen Eintrag. Ich habe in diesem Sonett versucht, eine traumatische Beziehung nachzuempfinden, die den einen der beiden Beteiligten in einer unaufgelösten Seelenlage der Wut, Enttäuschung, fast Rachsucht, zurückgelassen hat, während der andere ging, ohne daß der Zurückgebliebene Satisfaktion erhalten hätte. die ihm den Seelenfrieden hätte bringen können.

Der Name, das genannt oder gerufen Werden, ist hier Synonym für die Personifizierung. Obschon doch tot macht die Namensnennung auf eigentümliche Art "lebendig". Sie entreißt Tote dem Vergessen. Nicht umsonst werden in Jad Vashem die Namen der in der Shoa des Nazismus Ermorderten ausgerufen, um sie in Erinnerung zu behalten, um ihnen das Leben zu geben, daß ihnen die Todesmaschinerie von Hitlers Schergen nahm, als später Sieg der Ermordeten über ihre Mörder, die ihrerseits in Vergessenheit geraten.

In diesem Gedicht darf im Gegensatz dazu deshalb der Name des LyrDu nicht zu Ende buchstabiert werden, damit der Andere nicht wieder obsiegt. Jetzt, inden das LyrIch ihn nicht nennt, beginnt der Akt des Vergessens, der Sieg des Lebens über den Tod, der Überlebende hat nun die Chance zu einem Ausstieg aus dieser traumatisch-einseitigen Beziehung und damit zur Satisfaktion.

Ich weiß, dieser Text ist sperrig. Vielleicht habe ich mit dafür nicht geeigneten Mitteln zuviel gewollt. So geht es uns ja immer wieder, wenn wir lyrisch etwas wagen.

In diesem Sinne danke ich Dir für Deine tiefgründige Interpretation, die einem traurigen Text ein noch traurigeres Ende erspart, dem nämlich, nicht evoziert, nicht gerufen zu werden und sang- und klanglos unterzugehen.

LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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