Lieber Justin,
im Grunde würde ich nur Stimmes Kommentar zitieren, bzw. plagiatieren - und das darf man nicht.
Ich verstehe deine Sicht zum Wandel der Zeit sehr gut. Dafür muss man schon ein wenig gelebt haben, stimmt's?
Selbst hier im Forum, wo man tagtäglich Neues und sicher viel Gutes lesen kann, hat es (für mich) wenig mit der "Tugend Lesen" zu tun.
Ohne über Geschmack und Interessen zu streiten - Bücher bleiben immer ein ganz eigener Schatz.
(Ganz im Vertrauen: ich mag Bücher gerne riechen, z.B. jene die sehr alt sind, weil ich das Gefühl habe, darin auch die Zeit zu erfassen.)
Ich liebe gefüllte Bücherregale und bewundere die jeweiligen und eigenen Ordnungen.
Ich träume von einem Bibliothekzimmer, in dem man ein gewünschtes Buch nur per Leiter erklimmen kann.
Dann weiß ich von Menschen, die ein gelesenes Buch einfach entsorgen - weil sie es schon kennen.
Ach, ich muss dir noch mehr erzählen:
Ich lese nie ohne Bleistift (Kugelschreiber ist tabu!), weil ich Passagen oder nur schöne Sätze unterstreiche. Diese übertrage ich in "Poesiealben", so dass daraus auch schon ein Buch entsteht.
Spannend finde ich auch, wenn ich ein "gebrauchtes" Buch erwerbe, in dem schon jemand unterstrichen oder Randnotizen gemacht hat. Der einstige Leser gibt sich darin zu erkennen und kommt mir nah, wenn er bereits unterstrichen hat, was ich auch unterstrichen hätte. Seelenverwandtschaft ohne Begegnung.

Lach nicht!
Trotz der Bücherfülle und des Überangebots, wo man einerseits froh ist, dass Bücher so zugänglich geworden sind und wo man nur kopfschüttelnd verzweifelt, was im Konsumrausch Buch genannt wird - man hat die Wahl.
Dein Gedicht führt dazu, dass man sich wieder auf die Freude an Büchern besinnt.
Auf einem Trödelmarkt kam ich an einen Stand, wo ein Händler "Bodenfunde" anbot. Darunter "Gedichte und Dramen" von Uhland (1863).
Ich fragte, was er dafür haben möchte: "Ach, das ist schon so alt, geben sie mir eine Mark." Er konnte einen Fünf-Mark-Schein nicht wechseln und ich bat ihn, das Geld zu behalten. (Wir waren jeder für sich verlegen.)
Ich grüße dich herzlich, ohne jeden Zeitwandel,
Dana