Hallo, Walther
,
im Grunde genommen habe ich dem, was dir Dana bereits schrieb, nicht mehr viel hinzu zu fügen. Somit bin es diesmal ich, die sich ihr „anschließt“.
Für mich persönlich der eindringlichste Vers des Gedichts. Aus einer Person wird ein
Ding ...
Die "Entpersonifizierung bzw. Entmenschlichung" der/des Anderen ist etwas, das man (beispielsweise) bei Scheidungskriegen antrifft. Manchmal ist dann sogar ein gemeinsames Kind nur noch ein "Gegenstand", ein "Es", an dem erbarmungslos gezerrt wird.

(Ich habe das nicht selbst erlebt, aber ich kenne eine Frau, die genau das als Kind erleiden musste.)
"blutbuchen verschattet" - ich bemerke, dass blut buchen durch den Begriff "referenzieren" (aufeinander) auch eine andere Bedeutung haben kann.
Erstaunlicherweise ist es so, wie Dana schrieb: Dein Gedicht besitzt einen eher "kühl-distanzierten" und erzählerischen Charakter. Jemand berichtet, ist aber m. E. nach selbst kaum emotional tangiert.
Beim Lesen stellte ich fest, dass die Thematik eigentlich sehr traurig ist - aber hier wird die "Tatsache" so nüchtern und realistisch geschildert, dass keine wirkliche Traurigkeit beim Leser aufkommt - eher eine Art kopfschüttelndes Bedauern ...
Zum Formalen:
Ich kann nicht leugnen, dass du gerade meinem „aktuellen Trainings-Faible“ Futter gibst. Alliterationen, Aphorismen und „geflügelte Worte“ – schön!
wenn – welten; wiegt – wenigstens; scheiden – bescheiden; wahrheit – wird; halbheiten; ein – eins + entzwei; unab/wendbares – not/wendig; wort – wird; zwischenzeilen/räumen; geschichteten glaubenssatzes; gedeiht – gewesenen; blutbuchen.
trennen, scheiden, werden, vergehen, brechen, machen, entleiben, bemächtigen; ab/scheiden, beugen, schrumpfen, kämpfen, verlieren u.s.w.
Sinninhaltlich: „Da trennen sich Welten“; „Im Schmerz wiegen“; Scheiden ist bescheiden; Die Wahrheit erwägen; Nur Halbheiten, nichts Ganzes; Eins bricht entzwei; Unabwendbar notwendig; Sich des Vergangenen bemächtigen .... etc., etc.
(Andere Leser sollen auch noch etwas suchen und finden können.

)
Dein Wortspiel mit „Dringlichkeiten“ und „Dinglichkeiten“ gefällt mir sehr gut, das muss ich noch erwähnen.
Keine „Butter für die Fische“, sondern in meinem Fall „Butter mit Honig für mich“. Sehr schön gemacht, sehr gekonnt. Mein Kompliment, lieber Walther. Bei Gelegenheit mehr davon?
Liebe Grüße
Stimme