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Alt 31.07.2011, 23:09   #6
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo ginTon,
danke für Deinen Kommentar und Dein Lob!
Was den Amphybrachis als Versfuß angeht, so sagst Du ja selbst, dass dieser eher wellenförmig wirkt. Ich meine, dass gerade ein solcher schwunghafter Dreivierteltakt auch etwas traurig Wiegendes bis hin zu anklagend haben kann.
Das ist wohl der Grund, warum das hier auch passte.
Übrigens war dies nicht eine Überlegung bei der Planung des Textes. Ich gehe in der Regel so vor, dass ich nach einer "Stoffsammlung", die schon isolierte, einzelne Verse enthalten kann, irgendwie einen Anfang mache und dann meist den gesamten Text nach diesem Anfangsvers ausrichte.
Das Komma in S1/V2 würde ich nicht weglassen wollen, da dies die Aussage ihrer Eindeutigkeit berauben würde. Ich gebe allerdings zu, dass es aus dem Zusammenhang ohnehin klar ist, dass es sich um einen Schrei, und nicht um Trost ohne Hoffnung handelt.
Mit herzlichen Grüßen an Dich!
Galapapa

Hallo Stimme,
auch Dir herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und das Lob!
Wie ich bei der Antwort an ginTon schon erwähnt habe, finde ich, dass der Dreivierteltakt ohne Weiteres auch einen traurigen bis hin zu anklagenden Klang erzeugen und so eine Eindringlichkeit ausdrücken kann, wie Du es ja auch bezeichnet hast.
Wie bereits erwähnt, war dies nicht bewusst erzeugt worden und ist deshalb für mich sehr interessant. Ich glaube, man könnte damit einem Text sogar so etwas, wie einen gewissen Hospitalismus verleihen.
Lieder hast Du die Inversion nicht näher beschrieben, ich denke aber es handelt sich dabei um S2/V4. Jedenfalls habe ich dort weniger eine Inversion, als vielmehr einen Zeichenfehler gefunden: Hinter "höhlen" gehört ein Komma.
Gemeint war von mir "höhlen" als eigenständiges Verb, was allerdings etwas ungewöhnlich ist, da man das Wort eher mit dem Zusatz "aus-" verwendet.
In einem lyrischen Text, meine ich, kann man das Verb schon mal so einsetzen.
Wenn ich also das Komma, das ich vergessen habe, einfüge, dann denke ich ist das akzeptabel.
So, wie Du im inhaltlichen Sinne an dem Ausdruck Trümmer im Plural geknabbert hast, habe ich es zuvor an der selben Stelle aber im technischen Sinn getan. Ich habe im Duden extra noch nachgeschaut, aber einen Trümmer gibt es nicht.
Allerdings könnte man die Aussage ja auch so verstehen: "...verloren...wie ziellose Trümmer" im Sinne von "jedes einzelne Stück". Anders ausgedrückt, das lyrische Ich hatte den Boden verloren, wie jedes einzelne Trümmerstück von zahllosen solcher im endlosen All.
Dein Lösungsvorschlag ist sehr gut, hat aber den Nachteil, dass ich auf "ziellos" verzichten müsste (zugunsten von "zahllos"). Aber gerade dieses Adjektiv ist mir an der Stelle wichtig. Deshalb lass ich es jetzt mal so stehen.
Worum es Dir dabei ging, habe ich sehr wohl verstanden und meine nicht, dass Du mit der Anmerkung "daneben liegst". Ich hoffe halt jetzt mal, dass Du mit meiner Erklärung leben kannst.
Das Schuldgefühl des lyrischen Ich, das Du mit einem begangenen Unrecht asoziierst, sieht natürlich auf den ersten Blick nach einem solchen aus. Mit der Anklage bzw. dem "Gönnen" muss man jedoch, glaube ich, vorsichtig umgehen. Ohne Weiteres könnte hier auch eine Situation zugrunde liegen, die den Angeklagten entschuldet, ohne dass die Verlassene etwas davon ahnt. Auch sollte man sich vor der Anklage fragen, ob jemand, der eine Beziehung beendet, weil er sie nicht mehr tragen kann, sich wirklich schuldig macht; anders gefragt: Macht es Sinn, eine einseitig zerstörte Beziehung dem Anderen zuliebe weiterzuführen?
Darüber nachzudenken, was hier wohl dahinter stecken könnte, das wollte ich mit dem Text auch auslösen.
Bei Dir hat es ja geklappt und mit Deinen Vermutungen hast Du auch schon in genau diese Richtung gedacht.
Mit herzlichen Grüßen an Dich!
Galapapa
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