Thema: Reimefechten!
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Alt 18.08.2011, 11:26   #259
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard "Mord"-Gedanken

Der Mensch, der vor den Scherben steht,
er möchte wissen: Ach, WARUM
ist dieser Täter so verdreht,
so weltentfremdet und so dumm?

Er möchte gerne ganz erfassen,
was solchen Lumpen dazu drängte.
So überlegt er: War sein Hassen,
all das, was seine Seele engte,

vielleicht von jenen gar verschuldet,
die er im Zorne totgemacht?
Hat er zu lang den Spott erduldet,
der seine ganze Wut entfacht?

So fragen sich so manche Leute,
die ratlos in den Trümmern stehn.
Sie denken falsch, damals wie heute,
doch so sind Menschen: Sie verdrehn

so manches, weil sie innig wollen,
dass alles leicht erklärbar sei.
Zu selten sind die Anspruchsvollen,
den meisten ist es einerlei,

wenn sich nur endlich die Erklärung
für all das Grauen ihnen weist!
So wird der Irrtum bald zur Währung,
die tröstlich ihr Vergessen speist.

Bedenkt: Er hat verträumt gelächelt,
als er die Kugeln dort verschoss!
Als er, von seinem Wahn umfächelt
der Unschuld warmes Blut vergoss.

Solch Tun steht jenseits aller Heilung!
Egal, was solch ein Wesen ritt -
Solch eine tiefe Selbstzerteilung
heilt nur ein noch viel tiefrer Schnitt!

Für solche Monster gelte solches:
Er sei aus dieser Welt entfernt -
Doch ohne Hass! Den Hieb des Dolches,
den führe einer, der gelernt,

dass man nicht Furcht mit Furcht vergelte,
nur dass man tut, was nötig ist:
Der Weg, den dieses Wesen wählte,
sei, was ihm nun die Buße misst!

Man soll es nicht als "Strafe" sehen -
nur, dass die Menschen besser dran,
wenn weiter sie durch's Leben gehen
im Wissen, dass ein solcher Mann

nicht weiter mehr ihr Sein versehret
mit seinem Wahnsinn, seinem Wort,
womöglich andere belehret
in seinem Sinne - er ist fort!

Vergesst nur nicht, was dazu führte,
dass es ein solches Wesen gab!
Es gibt so viele! Sie berührte
noch niemals Liebe, nur das Grab

versäumter Chancen. Ihre Tränen
ertränkten lang schon ihr Gebet
nach Wärme, Nähe - wie Hyänen
sind sie, und ihr Gejaule geht

wie kalter Hauch durch alle Sinne!
Wehrt ihrer Lockung, wo sie klingt!
Bedenkt euch wohl und haltet inne,
sonst werdet ihr, wie sie schon sind!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (30.09.2011 um 21:08 Uhr)
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