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Alt 01.09.2011, 21:19   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Stimme,

ich weiß nicht, ob Menschen, wie hier beschrieben, eine Art von Befriedigung mit dem erlangen, was sie tun.
Bekämen sie diese, könnten sie ja mit ihrem Verhalten aufhören, doch leider funktioniert das nicht so.
Sie sind so, es ist ihr Charakter, demnach können sie gar nicht anders und wenn sie mit diesem Verhalten auch (sichtbare) Erfolge erzielen konnten, dann verstärkt sich das nur noch.
Wer an einen solchen Menschen als Partner gerät, der muss entweder alles, einschließlich seiner selbst, aufgeben oder wird daran verzweifeln, denn jener will alles haben und das möglichst sofort und immer.
Und wenn das mal nicht funktioniert, dann sucht er sich andere Wege, sein Ziel zu verfolgen.
Als Partner eines solchen hast du jedes Recht auf ein noch so kleines Privatleben verspielt. Er ist misstrauisch, eifersüchtig, ja er ist besitzergreifend und wird nach Fehlern suchen, immer darauf bedacht, mitnehmen zu können, was er kriegen kann.
Er legt dich in Ketten und hängt dich an einen Haken. Dabei saugt er dich emotional und, wenn möglich, auch materiell aus.
Er macht aus einer vorhandenen Möglichkeit eine Wahrheit, um dir zu zeigen, wie schlecht du doch eigentlich bist oder zumindest sein könntest, so daß dir absolut nicht über den Weg zu trauen sei.

Vielleicht kommt er aus Verhältnissen, die wirtschaftlich und / oder emotional arm waren und sehnt sich nach einer konstanten und sicheren Liebe und Existenz. Durch die schlechten Erfahrungen in der Kindheit hat sich aber eine ständige und unbewusste Angst entwickelt, daß jemand Stärkeres, Schöneres oder einfach nur irgendwie Besseres ihm seinen Besitz streitig machen könnte, so daß er zwanghaft davon besessen ist, jede Gelegenheit, die zu einer Veränderung führen könnte, als potentielle Gefahr anzusehen und schon im Vorfeld, ja sogar als rein theoretische Möglichkeit, zu bekämpfen.
Währenddessen nimmt er aber, was er kriegen kann noch mit, denn was er einmal hat, das hat er.

Dabei ist er im tiefen Glauben zu lieben, er ist sogar davon überzeugt, jedoch spielt die Eigenliebe dabei keine unbedeutende Rolle, zumindest unbewusst, denn die Verhaltensweisen sind ja schon kognitiv festgelegt und somit die Motive des Willens.
Aus seiner Sicht ist sein Verhalten nicht als böse zu bezeichnen, denn dieses strebt ja nur eine Sicherheit oder aber die Stabilität der bestehenden Verhältnisse an, welche aber von Fall zu Fall auch verbessert werden könnten.

Die Kontrolle über die Situation behalten zu müssen, ist dabei die Voraussetzung, so daß versucht wird, den Partner abhängig zu machen, finanziell, emotional, sexuell usw.
Man weiß natürlich um die eigenen Fehler bestens Bescheid, so daß jedwede Kritik daran gefährlich ist und dieser mit Empörung entgegnet wird.
Das geht so weit, daß jede Handlung des Partners, die irgendwie schief läuft, als persönlicher Affront gewertet wird.

Diese Menschen sind ständig unter Zugzwang und wen sie für ihre Liebe auserkoren haben, der muss sich entweder ganz ihren Bedingungen unterordnen oder aber es wird ein ständiger Kampf stattfinden, der wie ein Feuer beginnt und schließlich in den Fluten der Ernüchterungstränen ertrinkt.

Der Text schildert das aus der Perspektive des Partners, der am Haken hängt, so wie er sich gefühlt hat.
"Wie hast du dich dabei gefühlt?
Doch sicherlich auch nicht immer gut, auch wenn du dich im Recht wähntest."
Es ist ein Resümee, eine Zusammenfassung, eine Übersicht und eine Schlussfolgerung.
Da solche Menschen immer wieder wie die Katzen auf die Füße fallen, können sich die Begebenheiten durchaus mehrmals wiederholen und spiegeln sich meist in der ein oder anderen Weise.
Wenn Kinder vorhanden sind, dann besteht die Gefahr, daß sie diese Verhaltensmuster erkennen, als erfolgreich bewerten und auf individuelle Weise übernehmen.

So lautet die Schlussbetrachtung.

Eines noch:

Zitat:
Ein kleiner semantischer Widerspruch: Nicht die Liebe brachte das Verderben, sondern eine Lüge, die sich ein Etikett anklebte und das Wort Liebe lediglich darauf schrieb ... Die Liebe ist nicht verderblich. (Wobei ich von dem spreche, was Liebe ist, nicht von etwas, das lediglich behauptet, sie zu sein.)
Wie könnten wir die Liebe allgemeingültig definieren?
Sie ist ein Gefühl, das in uns entsteht, das wir erkennen müssen, damit es da ist. Der Mensch ist die Liebe selbst, niemand anders. Und jeder ist individuell und einzigartig.
Wenn aber eine Wasserliebe auf eine Feuerliebe trifft, dann haben es beide schwer zu überleben, zumal jede davon überzeugt ist, daß sie die wahre Liebe sei und die andere das lediglich behaupte zu sein.
So könnte die eine Liebe der anderen durchaus das Verderben bringen und umgekehrt natürlich auch, so daß ich das sehr bewusst in dieser so und nicht anders formuliert habe.

Wenn es aber so ist, dann ist es das Beste, diese Gefühle sterben zu lassen, damit die anderen Emotionen wieder genesen können.

Gehen und verzeihen...

Du hast die Strophen sehr schön interpretiert und ich bedanke mich für die positive Wertschätzung, die du diesem Text entgegen gebracht hast.

Zu den Äußerlichkeiten lies bitte auch noch meine Antwort an ginTon...


Hi gin,

ja, das hast du sehr schön beschrieben.

Du hast vollkommen Recht, wenn du sagst, zunächst einmal sei jeder Mensch schön.
Ebenfalls stimme ich zu, daß jede Schönheit der subjektiven Vorstellung des Betrachters unterliegt und somit sicherlich keine allgemeingültigen Aussagen diesbezüglich getroffen werden können.

Deswegen spricht die letzte Strophe auch nicht von Schönheit, sondern davon, daß das LyrDu äußerlich nicht hässlich gewesen sei.

Natürlich sollte bei diesem Thema angemerkt werden, daß die Äußerlichkeit zunächst einmal der erste Eindruck von einem Gegenüber ist.
Daraus lässt sich schon einiges schließen.
Aus dem Zustand von Haaren, Zähnen, Fingernägeln und Haut, nicht zu vergessen der Bekleidung, lassen sich schon einige Rückschlüsse ziehen und der Geruch, den ich mit zum äußeren Erscheinungsbild zähle, sowie die Stimme verraten auch einiges.
Aber auch da gibt es individuelle Anschauungen und was dem einen als gepflegt erscheint, kann den anderen nicht überzeugen.

Was ich damit sagen wollte, ist, daß es trotz individueller Vorlieben leichter ist, sich einen äußeren Eindruck zu verschaffen, als von dem wahren Wesen, daß sich in diesem Ding namens Körper befindet.

Dieses Wesen wird sich erst beim näheren Kennenlernen nach und nach zeigen, jedoch niemals ganz entblößen können, weil es eine ganz andere Vorstellung von sich selbst hat, als seine Mitmenschen von ihm, egal wie nahe sie ihm stehen.

Und da findet sich tatsächlich in manchem - subjektiv - Schönen eine ebensolche Portion - subjektive - Hässlichkeit.

Manche Dinge passen eben nicht zueinander.

Ich freue mich, daß dir der Text gefallen hat...

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Vielen Dank für eure Kommentare und Gedanken zum Text...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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