Thema: Zuneigung
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Alt 07.10.2011, 22:06   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Justin,

dieses Liebesgedicht ist ein wenig anders, und genau das gefällt mir sehr gut. In der ersten Strophe beginnt das LI (wohl ein wenig zögerlich, vielleicht aufgrund vorhergehender negativer Erfahrungen) an eine Dauerhaftigkeit der Gefühle zu glauben. Dennoch ist der Umgang miteinander noch ein wenig "vorsichtig", ich lese das aus den Worten "leicht" und "behutsam" heraus.

In Strophe 2 schilderst du sehr schön die nächste Phase einer Liebesbeziehung: Man erzählt sich die "Geheimnisse" und "outet" seine "Schattenseiten". Manchmal sind es Dinge aus der Vergangenheit, hier kann die "Andersartigkeit" für Vieles stehen - es bleibt dem Leser überlassen, was er sich darunter vorstellen möchte. (Ich mag Gedichte mit "Spielraum" für eigene Vorstellungen.) Es beginnen auch die Fragen, und hier hat das LI wirklich Glück, denn Vers 4 erzählt von einem sehr verständnisvollen LD.

Das wird in Strophe 3 fortgeführt. Das LD "schwimmt" eben nicht im "Lebensstrom" (der Menge/Masse), sondern besitzt ein eigenes Weltbild. Solche Menschen weisen echte Toleranz auf, was ansonsten häufig nicht der Fall ist. Die Freude des LI wird bei "herzlich anerkannt" ersichtlich.

In Strophe 4 die "Gedanken der Menge" (Mehrheit). Ja, es behauptet jeder gerne, verständnisvoll zu sein. Ich denke dabei an den berühmten Spruch: Ich habe nichts gegen Ausländer, ich möchte nur nicht, dass meine Schwester einen heiratet ... Nur als Beispiel für die allgemeine "Toleranz", die nur auf "Distanz" gilt. Was hier beim LI zu der "Andersartigkeit" führte, würde diese "Verständnisprediger" wohl kaum interessieren.

Die letzte Strophe schließt das Werk ab. Der "gedankliche Horizont" kann sich erweitern, es kann gemeinsam durch das Leben "geschritten" werden, wenn LI und LD nur bereit sind, "zusammen zu stehen". Die Conclusio gipfelt in dem Wunsch, dass es "gut gehen" möge, ein gemeinsamer "Versuch" wird gewagt. Ob es gut geht, das wird man sehen, aber einen Versuch ist es wert.

Der vierhebige Jambus verleiht trotz einem Hauch (inhaltsbezogener) Unsicherheit und Melancholie diesem Gedicht einen durchaus optimistischen Charakter, im Sinne von dem Mut, etwas Neues gemeinsam anzugehen, etwas zu riskieren.

Zitat:
Ich mußt Dir viele Dinge sagen
Es ist keine Kritik, das kann man natürlich machen - nur ich habe einfach ein "Problem" mit Elisionen. "... küß Dich ..." und "... hab ..." entsprechen dem allgemeinem Sprachgebrauch, in einem solchen Fall stört es mich überhaupt nicht. Aber "Ich mußt ...", damit tue ich mich etwas schwer, denn das ist nicht "gebräuchlich", deshalb fällt es mir auf. Es ist allerdings nur eine Anmerkung, die meinem persönlichen "Geschmack" entspringt, nichts für ungut, ja?

Dein Gedicht erzählt eine wirklich schöne Liebesgeschichte, ich habe es sehr gerne gelesen und sehr gerne kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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