Hallo, Galapapa,
ich stimme der Aussage deines Gedichtes unumwunden zu. Es heißt ja nicht umsonst „Kunsthandwerk“. Viele vergessen das (leider!). Was wäre ein Maler ohne Misch- und Pinseltechnik? Was wäre ein Komponist ohne Noten? Es gab (und gibt vielleicht auch) ganz vereinzelte Ausnahmen, echte „Supertalente“ (bitte nicht mit dem Fernsehdebakel verwechseln!!!

), aber ob selbst diese ihr „Talent“, ihr Potential voll ausschöpfen oder unterhalb ihrer Möglichkeiten bleiben – also, ich glaube, dass Letzteres der Fall ist. Fazit: Es gibt zwar, vereinzelt, Kunst ohne Handwerk, aber das ist trotzdem nicht „dasselbe“.
Jetzt aber zurück zum Humor:
Zitat:
Der Schreiner zimmert einen Schrank,
der Dichter, der will Verse schreiben;
ein Jeder Seines, Gott sei Dank!
Man soll bei seinem Handwerk bleiben.
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Also zimmern könnte ich nicht (ich habe kleine Hände, nicht viel Kraft darin). Ich kann zwar ziemlich gut Möbel zusammenbauen (Kunststück – mir wäre das ansonsten viel zu teuer, ich hab ja keinen Dukatenesel), aber ein Möbel anfertigen, nö, da geht mir jede Begabung dafür ab. Schuster, bleib bei deinem Leisten – und Dichter, bleib bei deinen Gedichten. Bei einem „Tausch“ würde jeweils wohl etwas recht, ähem, Eigenartiges dabei herauskommen …
Zitat:
Schaut man genau hin, dann fällt auf,
die Vielzahl der Gemeinsamkeiten.
So ist nun mal der Dinge Lauf
beim kreativen Zubereiten.
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Aber natürlich gibt es eine Menge Gemeinsamkeiten! Obwohl das Dichten viel ungefährlicher ist – wir müssen nicht aufpassen, um uns keinen Finger abzusägen. Das Schlimmste wäre ein Schreibkrampf oder – Horror! – eine Sehnenscheidenentzündung. Also ist Dichten Kunsthandwerk für Angsthasen, merke ich gerade.
Zitat:
Ideen nimm aus dem Verstand,
die Tat soll aus dem Herzen kommen,
dann geht es locker von der Hand,
hat man den Anfang erst genommen.
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Ja, inspiratives Schreiben. Die Ergebnisse sind immer am besten.

Wenn ich nicht nur die Idee, sondern auch das Schreiben vom Verstand „regieren“ lassen, kommt nix Gescheites dabei raus, jedenfalls nicht bei mir. Nur das mit dem Anfang stimmt nicht immer – ab und zu geht’s einfach nicht weiter, selbst wenn ich mich auf den Kopf stelle und mit den Füßen wackle! *Grummel*
Zitat:
Es ist beim Holzteil die Funktion,
wozu es gut ist; dem entspricht
in der geschriebenen Version
zunächst der Inhalt beim Gedicht.
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Der Inhalt kann so hartnäckig sein wie ein Stück Holz, dementsprechend ungefügig, ich sag’s dir, dann fugt, äh, fügt sich einfach nichts „zusammen“ …
Zitat:
Die Maße sind beim Möbelstück
was in der Poesie die Formen,
denn beides geht nicht auf gut Glück
und auch nicht gänzlich ohne Normen.
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Darüber würde sich so mancher mit dir streiten – ich allerdings nicht! Ich bin ja selbst eine „Formenliebhaberin“. Und wenn ich jetzt meine ersten „Wie-auch-immer-man-das-nennen-soll“-Werke wieder lese (also „Gedichte“ würde ich sie heute nicht nennen, eher: Murksis

), dann merke ich, wie sehr sich meine „Schreibe“ durch das Erlernen der „Normen“ geändert hat. Was übrigens gut für dich und andere ist, denn ich bin der Ansicht, dass ich meine „Frühen“ unmöglich einem kundigen Leser zumuten dürfte!
Zitat:
Die Sprache ist die Politur,
die Schnitzerei steckt in den Reimen.
Das Ganze muss man schließlich nur
fest mit Verständlichkeit verleimen.
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Hier sehe ich die ersten beiden Verse genau andersherum. Für mich ist die Sprache die „Schnitzerei“ und die Reime sowie die Form die „Politur“, die einem Gedicht den „letzten Schliff“ verleihen. Wobei es manchmal „glänzt und blinkt“ und manchmal – na ja, eben nicht sonderlich. Kommt wohl auf die Schleifpapiersorte und das Poliermittel an. Da sollte man eben nicht sparen, sondern doch etwas „tiefer in die (geistige) Tasche greifen“.
Verständlichkeit? Aber ja doch!!! Wenn ich ein Werk lese und als einzige Erkenntnis ein „Hä?“ dabei herausspringt, dann ist es mir ein wenig zu „kryptisch“ für meinen Geschmack. Was ich lese, das möchte ich auch verstehen. Gut, dass ich mit dieser Meinung heutzutage nicht allein dastehe! Danke, Galapapa.

Jedenfalls (nicht hier, in meinen „alten Foren“) finde ich die Antwort auf eine (zaghafte) „Was’n das?“-Frage: „Das ist Kunst, und du bist zu dumm, um es zu verstehen!“ nicht gerade dolle … (Das wurde mir zwar nicht direkt so mitgeteilt, aber die Aussage stimmt schon. Das Werk ist nicht unverständlich, ich als Leserin bin schuld, wenn ich es nicht kapiere.

) Wichtig ist: Ich meine damit nicht surreale Gedichte, sondern Werke, die auf mich einfach einen "sinnlos zusammengefügten" Eindruck machen. Etwas, das "lyrisch" wirken soll, aber zusammenhanglos ist, und daher keinen Sinn ergibt - eine willkürliche Aneinanderreihung, möchte ich sagen.
Zitat:
Der Vorteil der Klamottenkist,
erkennt der Dichter schließlich leider,
ist etwas, was man leicht vergisst:
Wohin hängt er nun seine Kleider?
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Nur eine Kleinigkeit als Vorschlag:
Der Vorteil der Klamottenkist,
erkennt der Dichter schließlich
- leider
- /- hier bitte das „leider“ eingefügt mit Bindestrichen oder auch mit zwei Kommatas, wie du magst
ist etwas, das man leicht vergisst:
Wohin hängt er nun seine Kleider?
Ja, das klingt nach einem echten Problem! Wohin mit den Klamotten, wenn man keine „Klamottenkiste“ (hihi, die Bezeichnung gefällt mir) hat? Also ich für meinen Teil empfehle den Kauf eines Kleiderschranks. Die Kleider auf dem Boden zu stapeln, wäre nicht empfehlenswert, da sie zum „Verstauben“ neigen.
(Ich habe dir, nur als Vorschlag, in der letzten Strophe eine Stelle ein kleines bisschen geändert. Du musst das nicht „nehmen“, es ist nur meine „Politur“.


)
Deine Gedichte gefallen mir generell gut, und das hier ganz besonders. Humorvoll, ohne „Anklage“ kommt die Aussage gut zu mir „herüber“. Ich stimme der enthaltenen Ansicht über den Wert von „Form und Politur“ absolut zu. Anders gesagt: Ich bestehe auf einem schön ordentlich befüllten Kleiderschrank!
Sehr gerne gelesen und kommentiert!
Liebe Grüße
Stimme