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Alt 11.10.2011, 08:37   #1
wolo von thurland
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Standard Die Moritat von Ritter Kurt

In seiner kalten Burg sitzt Ritter Kurt;
vor ihm die leere Kasse offen steht.
Er nestelt aufgeregt an seinem Gurt,
lauscht, ob es klimpert; doch ist‘s obsolet.

So lang er auch in seinen Säckel guck,
so oft er Inneres nach aussen dreht,
es bleibt ihm nur noch dieser letzte Schluck,
bevor der letzte Krug zur Neige geht.

Er rülpst, dann steht er auf mit einem Ruck,
hält sich am Tisch, wischt sich den grauen Bart,
sagt etwas, was nicht einwandfrei zum Druck,
dann blickt das trübe Auge plötzlich hart.

Er greift das Schwert, geht runter bis zur Furt.
Die Faust geschlossen und mit grimmem Blick,
stellt er sich allen Enten zum Buhurt,
bleibt stolz als Sieger auf dem Platz zurück.

Er lässt die Augen schweifen voller Hohn,
verspottet ziemlich frech der Toten Reihn:
„Du blödes Vieh! Da hast du nun den Lohn!
Dafür, dass schwimmst in Wasser statt in Wein!“

Doch höret die Moral von der Geschicht!
Herr Kurt, der übermütge Trunkenbold,
entging des Herrn gerechter Strafe nicht,
die ihn noch anderntags ereilen sollt!

Frau Kunigund, sie fand die Kasse und den Krug,
worauf Herr Kurt aus diesem Leben schied,
indem ihn seine kluge Frau erschlug.
Das war sein End und ist auch das vom Lied,

von dem ich hoffe, ihr bedenkt es gut.
Habt Ehrfurcht, achtet Gottes Wort!
Doch denkt beim Weggehn auch an meinen Hut!
Dann seht ihr mich auch wieder hier am Ort!
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