Thema: Für Phyllis
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Alt 17.10.2011, 18:19   #4
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Dana,

so ist es. Manchmal begegnet man einem "ganz besonderen" Menschen. Hier handelte es sich um ein junges Mädchen, wobei das nur hier im Gedicht (es ist ja gewidmet) eine Rolle spielt, es könnte sich auch um einen Mann oder eine Frau handeln, unabhängig vom "Alter". Ein sehr berührendes Gedicht.

Zitat:
Das Leben ist Begegnung im Vorübergehn,
den Eltern wird befohlen einmal loszulassen,
dort wo die Kinderzeit noch unvergänglich schien,
beginnen Jugend und die Pflicht schon nachzufassen.
Mhm, das sehe ich auch so. Kinder sind "Geschenke", sind "Leihgaben auf Zeit", denn sie begleiten uns und wir sie auf dem Lebensweg, aber sie "gehören" uns nicht. Nein, nein, liebe Dana. Es ist kein "Befehl", es ist nur gut und richtig, das "Loslassen". Wenn wir "festhalten", blockieren wir sie. Den eigenen Lebensweg kann jeder Mensch nur selbst finden. Wir können bei unseren Kindern nur für einen "guten Start" sorgen, sie ein Stück weit begleiten - den "restlichen" Weg dürfen wir sie lieben, aber es ist wichtig, dass sie ihn "selbst" gehen. Die "Pflicht ruft", ja. Aber Verantwortung und Pflicht sind im eigentlichen Sinne nichts "Negatives", ich frage mich, warum sie heute so oft in einem negativen Kontext betrachtet werden ...

Zitat:
Es halten weder Glück noch Trauer ewiglich,
wohl darum heißt es, die Momente auszuleben,
und Augenblicke fest zu halten im Gedicht,
die Phyllis mir auf Hallig Hooge hat gegeben:
Die Gefühle selbst halten nicht ewig an, das ist wohl wahr. Aber, wenn man möchte, kann man sich erinnern. Glück ist etwas Seltenes, Flüchtiges, festhalten kann man es nicht, aber man kann sich die Erinnerung "aufbewahren". Das ist wie ein "Schatzkästchen" im Inneren, aus dem man, bei "Bedarf", etwas "hervorholen" kann, um es noch einmal zu betrachten - und nicht zu vergessen. Wenn wir im "Moment" leben (und das ist richtig), dann können wir in traurigen Momenten auch unsere frohen Erlebnisse "noch einmal erleben", wenn wir es nur möchten.

Zitat:
Bezeichnend ihre Offenheit und Selbstvertrauen,
erstaunlich, wie sie Dinge aufnahm, sie durchdachte,
und zuversichtlich, nicht kritiklos, vorwärtsschauend
für sich ergriff und stets das Beste daraus machte.
Es ist schön, wenn ein Kind sich so verhält. Das lässt darauf schließen, dass ein Kind geliebt wird und daraus die notwendige Stärke beziehen kann, um so offen, sich selbst vertrauend und aufnahmefähig zu sein. Wir alle sollten die sich bietenden Gelegenheiten für uns ergreifen und das Beste aus allem machen. (Ich versuche, so zu leben.)

Zitat:
Zum Abschied war es mir Bedürfnis, ihr zu sagen,
dass sie ein tolles Mädchen sei, so aus dem Bauch.
Sie breitete die Arme offen mir entgegen,
in Halligstille und in Vollmondnacht: "Du auch!"
Es ist einfach etwas Schönes, einem Menschen zu begegnen, den man "toll" finden kann. Phyllis muss wirklich etwas Besonderes sein, denn wie sie das einfach so, ohne nachdenken zu müssen, erwidert, das "malt" mir ein recht deutliches "Vorstellungsbild" ihrer Persönlichkeit.

Zitat:
Das Leben ist beständiges Vorübergehen,
sie lief mit ihrem Papa lachend zur Pension,
mit keinem Wort erfragten wir ein Wiedersehen,
weil es nicht wichtig war, doch die Begegnung schon.
Ja. Das Wiedersehen ist nicht wichtig, denn die Begegnung "bleibt". Es ist doch so: Jeder Mensch, den wir im Herzen "tragen", ist "da", so lange wir leben. Er - oder sie - ist somit nie wirklich "fort".

Du hast ein "Geschenk" von Hallig Hooge mitbekommen - und Phyllis auch.

Mir gefällt diese Strophe am allerbesten:

Zitat:
Zum Abschied war es mir Bedürfnis, ihr zu sagen,
dass sie ein tolles Mädchen sei, so aus dem Bauch.
Sie breitete die Arme offen mir entgegen,
in Halligstille und in Vollmondnacht: "Du auch!"
Mich berührt hier die gegenseitige "Offenheit", das "Sich-entgegen-kommen".

Nur eine Winzigkeit: In Strophe 3, Vers 1 fehlt ein Possessivpronomen. Eigentlich "Bezeichnend ihre Offenheit und ihr Selbstvertrauen," Mein Vorschlag wäre, das würde auch sehr gut zu Vers 2 passen: "Bezeichnend ihre Offenheit, ihr Selbstvertrauen,". Das "und" kann gut mittels eines Kommas durch ein "ihr" ersetzt werden.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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