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Alt 24.10.2011, 17:17   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, liebe Chavi,

bald ist Allerheiligen. Obwohl es sich erst im 20. Jahrhundert zu "Halloween" entwickelt hat bzw. der Brauch entstand, ist es das "passende Gedicht" dazu. Seit wann schreibst du denn Gruselgedichte?

Interessant ist, dass ich, ebenso wie ginTon, gleich eine Ballade erkannte. Nicht nur am inhaltlichen Aufbau, ich geriet beim Lesen sofort in eine "düstere Melodie" hinein. Also, was mich betrifft, ist es eine Ballade - und in dieser Hinsicht gut gelungen!

Deshalb habe ich natürlich das Metrum analysiert (das mache ich immer), aber nur zu meiner "persönlichen Info". Ich analysierte auch Balladen von Meyer, Schiller, Fontane, Goethe und anderen. Dabei gelten die "metrischen Regeln" nicht, weshalb ich mich hier an die sich ergebende "Melodie" des Lieds halte. Die passt. Ich singe zwar nur "in Gedanken", da ich beim wirklichen Singen über das seltene Talent verfüge, keinen einzigen Ton zu treffen, aber dein Gedicht lässt sich einwandfrei "singen". Fazit: Eine Ballade!

Was den Inhalt betrifft, der Spannungsbogen wird gut gehalten, die "Gruselgeschichte" ist stimmig. Gefällt mir, ich bin schließlich Stephen-King-Fan!

Es gibt nur eine Zeile, bei der ich dich frage, ob du darüber vielleicht noch einmal nachdenken möchtest:

Zitat:
In jener Mondnacht nun fiel der Schuss,
zwei Leben sind aus und vorbei,
er hauchte ihr einen letzten Kuss
auf die Stirn und fühlte sich frei.
Diese Zeile ist im Präsens, das "passt" irgendwie nicht dazu, als ob sich ein "gegenwärtiger Gedanke" eines Erzählers in die Vergangenheit "schiebt". Wenn ich eine Anregung dalassen darf:

Zitat:
In jener Mondnacht nun fiel der Schuss,
zwei Leben, verloren, vorbei;
er hauchte ihr einen letzten Kuss
auf die Stirn und fühlte sich frei.
Ich habe darauf geachtet, "in der Melodie zu bleiben". Wobei ich denke, dass der "Effekt" sich durch "verloren, vorbei" noch ein wenig "steigert". Du hattest das Hendiadyoin "aus und vorbei" als rhetorisches Stilmittel, so würde es durch ein anderes, eine "Mischung" aus Klimax, Tautologie und Alliteration ersetzt. Stilistisch ginge also auch nichts - "verloren". Wie gesagt, nur ein Hinweis und eine Anregung, um den kleinen "Zeitsprung" zu "glätten".

Mir gefällt die Ballade, und ganz besonders das Ende, denn die Münzen erinnern mich an Charon, den Fährmann und den Fluss Acheron (Styx, Lethe). Schließlich will dieser ja bezahlt werden ...

Gerne gelesen und kommentiert!

Gruselgrauselige Grüße

Stimme - besonders an Halloween nur echt mit dem Markenzeichen:
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