Thema: Abgrundtief
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Alt 09.11.2011, 21:42   #6
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Lieber eKy,

ihr zwei habt euch ausgesprochen.

Jetzt komme ich.

Wie ruft mich Schicksal manche Erdentage
an Wesentliches, und wie jämmerlich versage
ich vor den Zielen, die es mir darin gesteckt.
Bewirkte uns ein abgrundtiefes Schämen,
dass wir auf's Neue eine Chance bekämen,
ich hätte meine Schande nie versteckt!


Hätte ich auch nicht - aber die neue Chance kommt nie, niemals wieder. Vertan ist vertan. Man kann sich nur damit trösten, dass die einst nicht wahrgenommenen Ziele mich evtl. noch schicksalsschwerer hätten treffen können.

Wie überirdisch scheinen solche Stunden
den armen Leuchten, die ihr Licht gefunden
für jene Augenblicke, die die Prüfung währt;
und ach, wie abgrundtief ist alle Schwärze
im hohlen Hintergrund der letzten Kerze,
die noch in uns und gegen alles aufbegehrt,

Der o. g. Trost wird hier an "armen Leuchten" gemessen, die nur scheinbar eine Glückseligkeit erreicht haben.

was wir nicht schafften oder nie erreichten
an großen Hürden, diesen niemals leichten,
die uns das Dasein in die Lebenswege stellt.
Die Abgrundtiefen ihrer hohen Schwellen
begraben mich Versager wie die Wellen
des dunklen Ozeans, den keine Kerze hellt.

um wieder zu betrauern.

Ich habe die Strophen in nur kurzen Sätzen kommentiert.
Insgesamt kann ich solche Stimmungen sehr gut nachvollziehen und finde sie hier wunderbar "grausam wahr" verdichtet.

Es sind sehr "einsame eigene Gedanken", die sich keiner Diskussion stellen wollen. Sie bedürfen ihrer nicht, weil sie um die vertane Chance wissen.
Aber lyrisch er- und gefasst, sprechen sie das "Unausprechbare" aus und wir fühlen uns doch ein wenig verstanden und angesprochen.

Ich leide manchmal unter "Abgrundtiefen", aber ich liebe sie in Elegien wie diese.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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