Thema: Frau Tanne
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Alt 26.11.2011, 17:42   #1
wolo von thurland
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Standard Frau Tanne

Frau Tanne steht so reich behängt,
sie kann es kaum erwarten,
dass all die Lichter im Advent
ihr buntes Treiben starten.

Voll Mitleid sieht sie um sich rum
die dürren Äste ragen
und seufzt: „Oje, was seid ihr dumm,
seid wirklich zu beklagen!

Seht, wie man‘s macht: Ich zieh mir an
ein Kleid aus schönen Nadeln.
Weil das gefällt, hängt man daran
die Orden, mich zu adeln!“

Nun strahlt sie einen Monat lang
im Glanz der fremden Lichter
und spiegelt ihren Festbehang
im Leuchten der Gesichter.

Doch hinter all dem Lichterglanz
steht wie als blosser Schatten
das Grün von eh, man sieht es ganz
im Hintergrund ermatten.

Im Januar wird sie lichterlos
und in den nächsten Wochen
kommt rauer Wind und Schneelast gross.
Bald hängt ein Ast gebrochen.

Im März fühlt sie sich unbequem,
man hört sie sich empören
ob all dem grünen Ungestüm
der knospenfrischen Gören.

Die kichern ihr die Ohren voll,
der armen Nadelfrau
und stehlen ihr ganz frühlingstoll
im Mai vollends die Schau.
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