Thema: In Glas
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Alt 02.12.2011, 14:21   #7
Cebrail
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Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
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Hallo Stimme,
du hast dir wieder mal sehr viel Mühe gegeben und ich bedanke mich recht herzlich bei dir.
Die erste Ebene hast du in etwa so gedeutet, wie ich sie auch verstanden wissen will. Der Winter, wieder mal, klar eine Jahreszeit der die wenigsten etwas abgewinnen können und von daher ist es auch nicht so schwierig damit eine düstere Stimmung zu erzeugen, denn wer friert schon gerne oder wer mag es wenn die Sonne sich selten blicken lässt?
Zur zweiten Ebene:
Hier gebe ich dir recht, es kommt immer auf die Perspektive an und je nachdem wie der einzelne gestrickt ist, wir sind alle Individien ( ich nicht ;-) ). Dein Herangehen an diese Zeilen finde ich sehr interessant und ich habe mir auch schon überlegt, ob ich nicht vielleicht unterschwellig genau das sagen wollte ;-).
Nein, wirklich, du hast mir da ganz neue Wege gezeigt dieses Ding zu betrachten und das zeigt mir wieder mal wie schön es doch ist, dass wir alle doch im Grunde so verschieden sind. So kann ein jeder aus dem Text herauslesen was er will und damit seiner Phantasie freien lauf lassen. Übrigens einer der Gründe warum ich früher immer das Interpretieren von Versen gehasst habe. Ich war nie mit meiner Lehrerin auf der gleichen Ebene und sie hat aber auf ihre Sichtweise bestanden. Übel kann ich da nur sagen und wahrscheinlich auch nicht im Sinne von Herrn Heine oder Rilke und vermessen von ihr, den Leuten die nicht mit ihrer Auffassung konform gingen, eine schlechtere Note zu geben. So kann einem auch die Freude an schönen Gedichten genommen werden, aber das nur am Rande.

Deine Sichtweise ist mir auf jeden Fall schlüssig und ich finde es wirklich genial, was für Gedanken du dir da gemacht hast.

Der letzte Vers sollte sich auch abheben, aber ist auch offensichtlich denke ich und das sich Nacht nicht wirklich auf scheint reimt, nun ja ;-) und ich liebe den Daktylus, diese Versform zieht mich immer wieder an ;-).
Man merkt auch wie genau du liest, da dir aufgefallen ist, dass gegossen zwei mal vorkommt und du genau den Bezug erkannt hast, den ich einfließen lassen wollte, wirklich ich bin beeindruckt.
Bei den von dir aufgezeigten Ellipsen magst du recht haben, ich sehe das nicht immer ganz so krass und mag eine verkürzte Sprache in bestimmten Situationen, diese sehe ich immer wie kurz eingeblendete Bilder in einem Film, in diesem Fall schaust du auf diese Winterlandschaft und in kurz eingeblendeten Bildern kommt dann das Dach ins Bild, dann wieder die trostlose Landschaft, dann das Bild von einem kalten Himmel. Ich merke gerade es ist sehr schwer zu erklären, sagen wir mal, ich sehe die Zeilen eigentlich mehr in Bildern ( wobei, ein jeder denkt ja in Bildern, glaube ich zumindest) , ich glaube ich kann es dir nicht so recht erklären, aber das ist nun kein Ausrede dafür dass ich es nicht besser kann, vielleicht eine Art Stilmittel? Schwierig.
Was das Metrum angeht, so muss ich sagen, dass es sich bei mir immer im Laufe des Schreibprozesses ergibt, was denn heißt, ich gehe nicht hin und sage der Text soll ein vierhebiger Jambus im Kreuzreimmuster sein, ne ne du, ich verfasse auch schon mal düstere Sachen im Paarreim,(der sich ja laut der Altvorderen gar nicht dafür eignet ;-) ), von daher. Mir deiner Meinung darüber das Text und Form jeweils die Hälfte eines gelungen Werkes ausmachen, stimme ich nicht überein. Ich habe da viel mehr Rhythmen, als die vorgegebenen, im Kopf und jedes Stück hat für mich seine eigene Sprachmelodie.Manchmal passen die für mich einfach nicht in ein Korsett (meine Meinung). Ich sehe es da ähnlich wie in der Musik, wo Rhythmuswechsel und aufeinanderprallende Auftakte, Spannung und Abwechslung erzeugen, aber ich denke das hängt immer von der persönlichen Einstellung des Betrachters ab. Höre dir doch zum Beispiel mal System of a Down an, das zeigt dann mal die Extreme auf ;-).
Übrigens eine der besten Bands die es zur Zeit gibt ;-). (http://www.myvideo.de/watch/658149/S...A_Down_B_Y_O_B )
Und ich messe deinen Anmerkungen sehr wohl Gewicht bei, weil ich weiß, dass du von deinem Standpunkt aus betrachtet, recht hast. Nur es gibt halt immer verschiedene Auffassungen und das ist auch gut so. Das Leben bleibt so abwechslungsreich und spannend.
Liebe Stimme, ich danke dir noch einmal für deine sehr ausführliche Textarbeit und wenn es einen Nominierungsfaden für die besten Kritiken geben würde, wären deine Zeilen nun dabei.
Einen lieben Gruß
C.
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„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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