Liebe Stimme,
fast "zu schade" für Experimentelles, weil dort in Relation weniger gelesen wird.
Ein
gewaltiger Text, der in "nur" fünf Strophen mit je acht Versen die gesamte Schwere des Seins erfasst.
Die ersten drei Strophen zeigen Gedankenkreise in Stunden, Tagen und Nächten auf. Der "Denker" gerät beinahe in eine "Routine". Der Tag lenkt mit seinen Geschehen ab und zieht eigene Kreise, die durchlaufen werden wollen (und müssen: Arbeit, Haushalt, Gesellschaft usw.
Danach (Abend, Nacht) ziehen Wolken darüber. In dem wir Revue passieren lassen, klopfen Zweifel, Unzufriedenheiten, Ärgernisse und Trauer an.
Wer über die Kindheit und Jugend hinaus ist, kann das sehr gut nachvollziehen.
Diese Wirklichkeiten jedoch bilden weiterhin eine kreisende Spirale. Das zeigen die zwei letzten Strophen auf.
Es ist nicht damit getan, dass es so ist.

Es wird noch schlimmer, und zwar dann, wenn wir den Teufelskreis erkennen. Wir rennen gegen Mauern und bleiben doch Hamster im Laufrad. (Eine schöne und neue Metapher.)
Ab letzte Strophe gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ein Versinken in den Ausweglosigkeiten oder der Einsatz des Willens.
Ein großes Ziel, dass so manchem nicht gelingt. Du sagst es selbst:
Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit
Befreiung? Hier ist keine. Sie zu finden,
bedarf es einer Stärke, die nicht jeder
besitzt, denn lediglich die Kraft des Willens
kann siegen und ihn – mit Gewalt! – durchbrechen.
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Und gleich hier setzt meine kleine Kritik ein:
Befreiung? Hier ist keine. Sie zu finden, bedarf der (einer) Stärke, die nicht ...
Das kleine "es" wird als Füllwort zu fühlbar und ist sprachlich nicht mehr ganz rein. (Du weißt, was ich meine - auch, dass man das nur bei anderen sieht und selten bei sich selbst.
Befreiung? Hier ist keine! Sie zu finden,
bedarf besondrer Stärke, die nicht jeder
besitzt, denn ....
Natürlich ist mir auch die andere Reimart oder Reimtechnik aufgefallen. Erst a b,a b - dann a a, b b, usw.
Aber dann, je undurchdringlicher die Kreise, desto mehr setzt die "Ungereimtheit" ein, die mit dem Lesefluss wieder aufgefangen wird. Ein gelungenes Experiment, dass im
Durchbruch mündet.
Man prallt mit Gewalt - um zu durchbrechen. Das
Durchbrechen hast du als letzes ungereimtes eingesetzt - es steht allein da, weil jeder für sich allein hindurch muss.
Ich hoffe, liebe Stimme, dass ich hier mit meiner Anerkennung und Bewunderung
auch einen Durchbruch geschafft habe - sie gelten dir.
Liebe Grüße
Dana