Thema: Weltwort
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Alt 11.12.2011, 21:50   #4
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asphaltwaldwesen
 
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schon interessant, wie sehr sich da die sichtweisen unterscheiden können.
und grade in einem nicht-messbaren bereich wie hier, wo es kein richtiger oder fälscher gibt.

ich betrachte mich nämlich sehr wohl als auch in der lage, form und und struktur - auch wenn ich nicht alles mit den exakten fachausdrücken benennen kann - als bestandteile und bildende mittel (zusätzlich zum verworteten inhalt einer aussage) in einer einschätzung eines textes wahrzunehmen und mitzuberücksichtigen. auch die vorhandenen "absichten". unterschätzen eines autors, seines werkes oder einer idee gehört nicht zu meinen eigenschaften. schon allein deshalb, weil ich auf etliche jahre beschäftigung mit und studium von kunst zurückblicke.

und so komme ich beispielsweise gerade bei den
Zitat:
"formale[n] Kniffe[n]", um den Inhalt zu "unterstreichen" oder in eine bestimmte Richtung zu lenken.
für mich zum fazit, dass genau DAS hier eben nicht passiert. ganz im gegenteil:

eine ignorierte (!) selbst gewählte (!) form und inhaltlich nicht gerechtfertigt überreizte "kniffe" lenken von einer aussage ab und machen orientierung eher schwerer. oder erzeugen gewaltige worthülsen, die mit vergleichsweise wenig inhalt befüllt sind.

enjambements, die - wie hier - ein lesen derart erschweren, können noch so beabsichtigt und nach eigenem konzept "gekonnt" gesetzt sein - wenn der leser gezwungen wird, sich derart zu verdrehen, um etwas heraus- oder besser hinein(?)zulesen, dann fragt sich, wo noch das "rechte maß" anzusetzen ist, um von einem gelungen oder misslungenen konzept (und somit werk) zu sprechen.

für mich stellt sich diese frage zumindest.

wie stimmes kommentar aber mit durchaus fundierter begründung (die ich persönlich aber nicht auf dieses werk als zutreffend sehe) zeigt, sieht eben doch jeder etwas anderes in derart "frei auslegbaren" und gewagt konstruierten werken.

ob es da jetzt darum gehen kann, dass einer mehr, der andere weniger in der lage ist, solches zu "lesen", sei dahingestellt.
dass es bei beschäftigung mit lyrik/kunst darum geht, einen autor in dessen ganz eigener art wohlwollend "lesen können zu wollen" allerdings sehe ich hier großartig demonstriert.


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