Thema: sag es mir
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 16.12.2011, 09:48   #2
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

ein spannender titel, liebe chavali,

und ein spannendes text-experiment.

ich gestehe, ich bin, was die / angeht, etwas skeptisch. sie haben schon von der optik her für mein empfinden etwas abweisendes, agressives. zerstückeln sie doch durch ihre diagonalen und machen das schriftbild, das sich in erster linie an waagrecht-senkrecht orientiert, unruhig.

trotzdem ist eine zäsur ein spannendes mittel zum zweck. sie zwingt zum "arbeiten" beim lesen. etwas, das ich nicht schlecht finde. und sie erzwingt sinnzusammenhänge, die man sich selbst bilden muss als leser, weil die zäsur zerteilt, worüber man ansonsten hinweggleiten würde.

du siehst also - ich bin zwar skeptisch, aber nicht abgeneigt.

was mir auffällt, sind jene "fragmente", die für sich allein als abgetrennte einheit aber dann nicht so ganz sicher stehen wie ihre fragment-kollegen.

Zitat:
...
du kannst es mir /


...
sag wer dieses /

da die jeweils zweiten fragmente der zeilen durch den reim "gehalten" werden, sind sie weniger problematisch als die zeilen-ersten. und dort gibt es einige, die durch enjambement "gehalten" sind. doch die zwei angemerkten wirken ein wenig isoliert und dem zwang der form geschuldet.

was letztlich auch der grund dafür ist, dass ich den texten mit / skeptisch gegenüber stehe. nicht dem inhalt. ich finde dein gedicht, die worte, den klang, wunderschön! hätte aber die mehrfach-bezüge auch ohne die /-geschichte hergestellt. ganz einfach, weil ich ohnehin so lese, wenn ich lyrik lese. und dann auch finde, wenn etwas da ist.

einen text hinzubekommen, der reimt und flüssig zu lesen ist UND völlig dem sinn der /-setzung gerecht wird, halte ich persönlich für eine nicht-leistbare sache.

dafür bist du aber hier definitiv schon so nah dran, dass ich mich mit dieser form glatt anfreunden könnte.

der titel "sag es mir" könnte allerdings auch die entstandenen "wortfetzen" ohne eigene aussage rechtfertigen. insofern also - du siehst, ich überlege hier grad laut - hast du das elegant gelöst, komm ich grad zu der persönlichen überzeugung.


dennoch - ich fühle mich als leser optisch nicht wohl mit den /
hier geht es noch, weil pro zeile nur zwei "einheiten" gebildet werden dadurch. aber da, wo textwürste mit vielen / zwischendurch eher / zerstückeln als zu / dienen, frage ich / mich eben, wozu das / wirklich gut sein soll....


sehr gerne gelesen und mich damit beschäftigt!

lieber gruß,


fee
fee ist offline   Mit Zitat antworten