Hallo, liebe Chavi,
ein Gedicht voller Fragen. Fragen, die wir uns wohl alle von Zeit zu Zeit stellen, über die wir mit anderen Menschen reden - und aufgrund derer wir uns (höchstwahrscheinlich) Götter schufen.
Ein anderer Mensch kann diese Fragen nicht beantworten - er stellt sie sich selbst. Aber es ist nun einmal so, dass vieles auf dieser Welt für unser "Empfinden" nicht "richtig" läuft. Gerade in der heutigen Zeit werden diese Fragen brennender, und unsere Sehnsucht nach Antworten immer größer, denn durch die modernen Medien ist das "Leid" ständig "präsent" - es kommt zum eigenen also noch das andere hinzu. Das macht es um so schwerer, sich mit den fehlenden Antworten abzufinden.
Würde es uns helfen, wenn wir uns wenigstens "selbst" finden und verstehen könnten? Vielleicht, das weiß ich auch nicht.
Warum ist alles so, wie es ist - warum ist es nicht anders? Das "Nichtwissen" ist eine Last, und wir können sie leider nicht ablegen ...
Zitat:
sag wer dieses / leid ersann
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Die "Frage hinter der Frage" lautet: Würde es uns helfen, wenn es ein "höheres Wesen" gäbe, das sich "dieses Leid ersann"? Ich persönlich könnte so ein Wesen weder lieben noch verehren - nein, für mich wäre das nicht hilfreich, ganz im Gegenteil. Ich werde mit meiner Vorstellung, dass es keines gibt und sich daher "niemand" dieses Leid ersann, besser fertig. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Überzeugung.
Das Gedicht ist gut gelungen, liebe Chavi, es passt hervorragend in die Denkerklause; mich jedenfalls hat es ordentlich zum Nachdenken gebracht.
Mir gefällt auch die gewollte Widerholung:
das weiß ich nicht
... darf ich nicht
... soll ich nicht
... weiß ich nicht
Ratlosigkeit, entstanden aus dem Gefühl der "Unwissenheit" und dem "Nichtverstehen".
Das Gefühl kennen wir alle, glaube ich.
Interessant ist die Wirkung der Pausenstriche, das lässt kurz "innehalten" - und gibt "Zeit zum Nachdenken", denn man liest unwillkürlich langsamer. Das passt hier schön zur inhaltlichen Thematik.
Es sind keine freien Verse, sondern jeweils saubere Jamben und Trochäen; wobei hier auch die "optische Gestaltung" durch die Kleinschreibung mit dem Inhalt kohärent ist. Das trifft auch dahingehend zu, dass sich die "linke Seite" des Gedichts hier wie eine "gerade Linie" betrachten lässt, während "rechts" die Verse dann "unordentlich auslaufen". Gut gemacht.
Ich lasse also gerne ein Lob hier!
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme