Hallo, Walther,
ich nehme mir erst mal deine "Schlingensiepe"-Gedichte der Reihe nach vor, ich habe aber auch deine anderen Gedichte bereits gelesen, ich möchte hier nur erst mal "vorläufig abschließen".
Schlingensiepe weiß also nicht nur alles besser, er ist auch einer von den "Ewig-Gestrigen".

Früher war alles besser, heute ist alles schlecht. Wobei er, wie alle seiner Sorte, etwas geflissentlich ignoriert: Würde man (rein hypothetisch) einen "Zeitsprung" in das "gelobte Gestern" machen und einen "Damaligen" über die "aktuellen Gegebenheiten" befragen, dann bekäme man mit großer Sicherheit Folgendes zu hören:
Früher war alles besser!
Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile. "Früher" - was heißt das überhaupt? War der "kalte Krieg" besser? (Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als Jugendliche ernsthaft Angst vor einem Atomkrieg hatte.) War durch verseuchte Blutkonserven übertragenes Aids besser? War der Vietnamkrieg besser? Waren die großen Hungernöte in der Sahelzone und im Süden der Sahara besser? War der rapide Anstieg des Drogenkonsums besser, der teilweise z. B. in der US-Armee für katastrophale Zustände sorgte? (Man bedenke, die saßen an den "gewissen Knöpfen"!) Waren die hohen Inflationsraten in den 70er und 80er Jahren besser?
Wohl nicht, würde ich sagen. Aber das selektive Gedächtnis der "Schlingensiepes" vergisst so etwas sehr schnell und sehr gerne. Auch damals war nicht alles "Gold was glänzt". Und egal, wie weit man in der "Geschichte" zurückgeht: Jede Zeit hatte ihre "eigenen" Missstände. Aber uns "berühren" nur die aktuellen, und da Oma und Opa gerne die "schönen" Geschichten von früher erzählen ...
Bitte nicht missverstehen - ich bin weit davon entfernt, die heutigen Probleme "kleinzureden" oder zu beschönigen. Sie sind real - und vieles liegt im Argen! Nur, der Vergleich mit der Vergangenheit, der hinkt. Und auch nur das wollte ich darstellen.
Fakt ist auch, dass das wirkliche Problem nicht der Euro selbst ist, sondern das, was "dahinter steckt". Und dahinter steckt ein Weltwirtschaftssystem, das langsam, aber sicher den "Bach runtergeht" - weil es falsch konzipiert wurde, auf unbegrenztes, ständiges Wachstum hin, was einfach nicht auf Dauer funktionieren kann. Das ging eine ganze Weile gut (nicht zuletzt, so makaber das klingen mag, aufgrund der beiden Weltkriege), aber die "elegante Fassade" ist schwer am Bröckeln ...
Denn die "gefühlte" Verteuerungsrate ist weit höher als die tatsächliche. Und woran liegt das? Daran, dass Lebensmittel, Strom, Wasser, Gas, Mieten etc. teurer wurden - aber "Luxusgüter" kaum oder sogar billiger. Und die Verteuerung der "alltäglichen Gebrauchsgüter" spürt jeder, wogegen nicht jeder "Luxuswaren" kauft. Und die Ursache für diese "Differenz" ist wirtschaftspolitisch zu suchen - der Euro ist ein Symptom, nicht die Krankheit. Im Grunde genommen sind Italien und Griechenland ebenfalls Symptome, so wie die Bankenkrise und das Finanzdebakel der USA auch. Aber da wird nur "hin- und hergeschoben", bemäntelt, herausgeredet und beschönigt - dabei wäre es allerhöchste Zeit, ernsthaft etwas zu unternehmen. Aber - genauso wurde von der Politik auch "früher" vorgegangen ... womit wir wieder da wären, wo mein Kommentar anfing.
Ich gehe jetzt absichtlich auf das "Formale" ein, denn das ist bei mir immer ein "Reizthema".

Du hast ein paar "Stolpersteine" drin (nicht so schlimm, zurechtlesen geht), aber ein Vers hat wirklich einen Fehler:
Zitat:
Wo wir die Weltmeister waren
|
Ich vermute, du betonst das so:
Wo wir
die Welt
meister
waren - XxXxXxXx
Weltmeister - Xxx
Also betont sich der Vers eigentlich:
Wo wir die
Weltmeister
waren - XxxXxxXx
Als "Ersatz" kann ich nichts anbieten, das keine unschöne Inversion wäre, und du weißt ja, ich schreibe keine
Inhalte um, wenn es nicht mein eigenes Gedicht ist (das halte ich einfach für falsch). Daher merke ich es nur an, damit du diesen Vers noch einmal überdenken kannst.
Gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme