Es weihnachtet wieder...
Man schaffe eine heilige Legende,
dazu ein unbeweisbares Phantom,
zerbreche jeder Wahrheit Widerstände,
dann zeigt sich unabdingbar das Symptom
gefalteter, erkrankter Büßerhände
am Peters- wie an jedem andren Dom.
Man sah Millionen dieser stark Verwirrten,
wie sie im Büßerwahn herum dort irrten.
Der Oberpopanz spricht den Weihnachtssegen,
die Ehrfurchtsvollen fallen auf die Knie,
die Pfaffen, die verlogenen Kollegen,
verharren andachtsvoll in Apathie,
der Philosoph jedoch erstarrt hingegen
vor so viel Geist kurz vor der Agonie
und denkt, ihm wird es den Verstand nicht rauben
beim Totentanz um einen Aberglauben.
Sie laden ein zur Jenseitsgötterrunde,
in einem lächerlichen Ritual
zu Kerzenschein gedämpfter Geisterstunde
erfahren Sünder von der Höllenqual,
doch schließlich sei man ja mit Gott im Bunde
und so erscheint die Welt mit einem Mal
durch eine rosa Metaphysikbrille,
denn alles, alles ist ja Gottes Wille.
Das ist so einfach, ja du kannst es sehen,
voll ungeklärter Wunder ist die Welt,
selbst einen Toten lässt man auferstehen,
von einer Jungfrau einst bereit gestellt,
du brauchst dir die Erlösung nur erflehen,
zur Not hilft auch ein kleines Spendengeld,
dann wird, egal was du auch tust im Leben,
mit Urbi et mit Orbi alle Schuld vergeben.
Die Religionen schaffen hohe Mauern,
weil jede mit der eignen Botschaft wirbt,
die tief im Kern, und das ist zu betrauern,
den Geist der jungen Menschen schon verdirbt,
denn nichts davon wird jemals überdauern,
weil alles Leben schließlich einmal stirbt.
Der Glaube stirbt mit ihm, so ist die Lage.
In diesem Sinne: Schöne Weihnachtstage.
Falderwald
. .. .
(Ich habe einmal zwei Silben zuviel
)