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Alt 02.01.2012, 08:29   #9
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo fee,

mit der natur ist das so eine sache: angeblich ist sie
-) zu wild
-) zu ineffizient
-) zu chaotisch und
-) zu planlos (?),

deshalb wird alles daran gesetzt, sie in eine handzahme, gewinnoptimierte,
"geordnete " form zu bringen - doch mit welchem ergebnis?

ströme, die schnurgerade fließen, haben ihre selbstreinigungskraft verloren,
"perfekte" pflanzen werden umso schädlingsanfälliger, substratgemüse verliert nahezu den eigengeschmack - aber wir können ja geschmacksverstärker beim konservieren zusetzen.....
zuletzt muss auch noch der eigenen schönheit mittels silikon und botox "nachgeholfen" werden!

um keiner weiteren beunruhigung zu erliegen, benutzen wir lieber die autobahnen: geht schneller und macht mehr lärm. den kann man aber mittels lärmschutzwänden wieder eindämmen. so sieht man wenigstens die landschaft dahinter nicht mehr.
ist es da ein wunder, dass wir alle miteinander bald nur noch im "tunnelblick" unterwegs sind?

ich gebe es zu: auch ich habe mit der zeit zur schonung meines "lebensfahrzeuges" ein paar "gedankenautobahnen" gebaut - ich frage mich, ob ich da wirklich noch von allen runterkäme, wenn ich es so wollte?
gesetzt den fall, da wäre plötzlich eine distel mitten auf meinem weg -
würde ich sie wohl aufmerksam betrachten oder nur als "störend" niederwalzen?

dein "feldblumenstrauß" erinnert daran, dass wir alle mal langsam und per pedes unterwegs waren - und zeit hatten, die umgebung (innen wie außen) genau und mit staunen zu betrachten. unsere kindwelt war um vieles kleiner, doch unendlich aufregender, faszinierender!

glücklich also der mensch, der dem overkill der starkreize noch nicht ganz erlegen ist und sich der "kleinen blume am wegesrand" in dankbarkeit zuwenden kann, so wie du in deinem "feldblumenstrauß".

das gedicht selbst hat einen interessanten aufbau: "form follows funktion".
( was man nicht alles für ausdrücke lernt, wenn man in foren liest und schreibt )

ich werds also nicht zerrupfen - möchte nur untenrum ein rosa schleifchen dranbinden, damit keine blume verloren geht.

was "natur" ist, kann ich in meinem garten immer wieder beobachten: nichts wächst so gut, wie das, was von alleine wächst! in dem sinne ist der rasen rund ums haus längst einen immergünen misch- irgendwas gewichen, das kaum geschnitten und gegossen werden muss....
aber um das zu genießen, muss man sich halt von gewissen eigensinnigen vorstellungen trennen, wie etwas zu sein hätte.

ich lass mich gerne überraschen!

liebe grüße, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (02.01.2012 um 08:31 Uhr)
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