Thema: Blütezeit
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Alt 02.01.2012, 13:44   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Liebe fee,

Zitat:
ein ganz zauberhaftes erzähl-gedicht, liebe stimme!
Vielen, herzlichen Dank!

Zitat:
spätestens ab zeile 4, strophe 2 ahnt man: lyrICH hat sich da in etwas hineingesteigert, dessen weitere entwicklung eventuell nicht so sein wird, wie es das zu "wissen" meint.

gleich die nächste zeile bestätigt die leise ahnung, die den leser da zuvor schon beschlichen hat und man ertappt sich dabei, zu erinnern, dass man das so oder ähnlich in jungen jahren auch mal erleben musste. dieses bangen, das beginnende wanken der zuversicht und die schwierigste herausforderung überhaupt: nachzufragen und sich somit doch in seinem gefühl offenbaren zu müssen. von angesicht zu angesicht (was der brief einem ja ersparen sollte).
Ich erlebte das als junges Mädchen bei einer Klassenkameradin "mit", die sich (wie ich, 14 Jahre "jung") in einen jungen Mann aus der 10. Klasse (er war bereits 18) verliebt hatte und ihm einen "Liebesbrief" schrieb. Allerdings sagte ihr dieser recht unverblümt, was er darüber dachte, im Unterschied zum LD im Gedicht. :/

Ich selbst war zu der Zeit fürchterlich "verknallt" in meinen Biologielehrer - aber damals doch schon so "vernünftig", zu wissen, dass es besser beim "ungeoffenbarten Aus-der-Ferne-Schmachten" bleibt, weil ich mir darüber im Klaren war, dass ich mich als Kind in einen erwachsenen, verheirateten Mann "verschossen" hatte. Wodurch es in meinem Fall auch dabei bleib. Ich ließ mir nie etwas anmerken. Allerdings wählte ich einen "indirekten Weg", ihm etwas zu "geben". Ich strengte mich besonders an - ich habe nie wieder in einem anderen Jahr oder in einem anderen Schulfach so viele (eigentlich: nur) Einsen geschrieben. Dafür bekam ich dann auch etwas "zurück", das mich freute: Lob - und dazu ein Lächeln. Und das verursachte immer so schönes Herzklopfen. Eine wunderbare Erinnerung ist es trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) ...

[QUOTE]die zeile
Zitat:
Du sagtest: „Liebes Kind, mir fällt’s nicht leicht.“[/QUdie eines kindes und romantisch und ein erwachsener zerstört mit "leichter hand" die illusion - behutsam, doch eben für lyrICHs eindruck viel zu leicht, um sich dadurch nicht völlig ungeliebt zu fühlen.

das lächeln der ersten zeile kann - wenn man es so liest - das eines erwachsenen an ein kind gewesen sein und wurde von lyrICH fehlgedeutet als interesse.
Meine Freundin war ein paar Tage lang "am Boden zerstört", da ihr keinerlei "Fingerspitzengefühl" entgegengebracht wurde. "Leichter Hand" ist im Gedicht ja auch nicht wirklich die Vorgehensweise, sondern, genau wie du es sagst: Dem LI kommt es nur so vor. Ich denke, dass es dem LD überhaupt nicht leicht fiel. Wenn ich mir vorstelle, ein Kind wäre in mich verliebt, dann würde ich mir sicher sehr den Kopf darüber zerbrechen, wie ich das sagen könnte, ohne mehr als unabdingbar notwendig zu verletzen (ganz ohne geht es ja nicht, das liegt in der "Sache selbst" begründet). Ach, die Jugendzeit! Heute himmelhoch jauchzend, morgen zu Tode betrübt - und manchmal übermorgen schon wieder Ersteres ...

Ich glaube, wir lernen in dieser Zeit unsere Gefühle kennen (und "fehlinterpretieren" anfangs oft), sammeln Erfahrungen, um später mit ihnen "umgehen" zu können. Das ist wie eine "Gefühlsachterbahn", und ich habe nicht vergessen, wie es ist, wenn man darin "mitfährt".

Zitat:
das gedicht erzählt eigentlich einen ganzen kleinen (unglücklichen) liebesroman, wie ihn beinah jedes junge mädchen irgendwann mal erlebt. für die eine bedeutet es die erste große liebe, einen meilenstein - für den anderen eine schwärmerei, wenn überhaupt etwas.
Bei mir hielt es das ganze zweite Schulhalbjahr an, ich denke schon, dass ich wirklich "richtig" verliebt war. (Im nächsten Schuljahr hatten wir einen anderen Lehrer.) Wenn ich heute so zurückblicke, dann glaube ich durchaus, dass mein Bio-Lehrer meine "erste große Liebe" war. Deshalb ist es sicher heute auch eine besonders schöne Erinnerung für mich. Meine Freundin schwärmte bereits zwei Wochen später für einen anderen Jungen ...

Zitat:
man kann das gedicht aber auch auf erwachsenenebene lesen. dann wäre das angesprochene "kind" vom angebeteten von oben herab "verstoßen". das gedicht klappt so und so. wer fühlt sich nicht auch als erwachsener angesichts einer zurückweisung wieder wie ein kind - beschämt und hilflos und kleingemacht.
Das ist wieder sehr interessant für mich zu lesen, denn ich hatte beim Schreiben diese "Zweitperspektive" nicht im Sinn. Ich stimme dir aber zu, denn jetzt, wo du mich darauf aufmerksam gemacht hast, "sehe" ich diese Lesart ebenfalls. In diesem Sinne also: Dankeschön! Das freut mich immer ganz besonders, wenn für andere Leser noch etwas "mehr" in einem meiner Gedichte "steckt".

Zitat:
sehr sehr gerne gelesen. die sprache hat genau das richtige tempo und die melodie für eine solche "erzählung" und das thema. sehr stimmig, das ganze.
Mir bleibt nur, mich noch einmal ganz herzlich für dein Lob zu bedanken. Ich freue mich wirklich sehr, wenn dir die "Erzählung" gefällt.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (02.01.2012 um 13:50 Uhr) Grund: Kleine Korrektur.
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