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Alt 04.01.2012, 22:37   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo wüstenvogel,

natürlich habe ich hier nur die religiösen Fundamentalisten angesprochen: "Es sind die Ausgeburten der Extreme..."

Wenn die von dir genannten goldenen Regeln befolgt würden, könnte Faschismus niemals entstehen, da stimme ich dir zu.

Leider ist dem nicht so, weil es für alle diese goldenen Regeln auch immer Ausnahmen gibt. So wird z.B. in einigen islamischen Schriften durchaus zur Gewalt gegen Andersgläubige aufgerufen, im Judentum ist die Rede vom auserwählten Volke (au weia) und das Wort Jesus Christus', du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" ist in der Vergangenheit immer wieder ad absurdum geführt worden, dafür sprechen u. a. die Scheiterhaufen von Giordano Bruno und Lucilio Vanini (dem vorher noch die Zunge rausgeschnitten wurde).
Über die chinesische Religion weiß ich zu wenig, allerdings ist bekannt, daß es in der chinesischen Sprache keine Vokabel für das Wort "Gott" gibt.
Zudem meine ich noch zu wissen, daß für die Chinesen eine Religion eine Lehre unter vielen ist und andere Lehren daher nicht ausschließt, also keine unfehlbare Gültigkeit für sich beansprucht und somit auch keine Ideologie sein kann.

Das Problem, welches ich mit religiösen Ideologien jeglicher Art habe, ist, daß jede einzelne von ihnen Anspruch auf die alleinige Wahrheit erhebt und davon gibt es so viele, daß ein unbefangener Beobachter eigentlich ganz verwirrt zurück bleiben müsste.

Wenn jemand einen Glauben besitzt, dann muss er von der Wahrheit seiner Annahme überzeugt sein, sonst wird es unglaubwürdig und damit unlogisch.
Religiosität an sich kann sich in vielen Gestalten zeigen.
Wenn jemand friedlich nach den zitierten goldenen Regeln lebt, so ist dagegen sicherllich nicht einzuwenden, eine Moral muss der Mensch ja haben.

Die moralische Formel: "Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem andern zu" ist aber schon uralt und findet sich in vielen alten Philosophien.
Diese "Regel" ist eigentlich logisch und bedarf meiner Meinung nach keines Glaubens oder einer Religion, weil sie sich am Menschen und am Menschsein an sich orientiert.
Sie definiert sich über das Mitleid, also über die Fähigkeit sich in die Situation eines anderen (Objekt) zu versetzen, sich darin selbst zu sehen und, wenn irgend möglich, in einer Notlage zu helfen oder sie zu lindern.
Und zwar aus erkennenden, rein menschlchen Gründen und nicht durch ein Motiv, daß durch jenseitige Sanktionen manipuliert und damit rein egoistischer Natur ist.

Aber darum ging es ja eigentlich nur am Rande.

Jede Ideologie, sei sie politischer oder religiöser Art, schränkt die Handlungsfähigkeit eines Ausübenden auf unverhältnismäßige Art und Weise ein. Auch wenn viele Menschen das gar nicht für sich selbst erkennen.
Da aber liegt genau der Schwachpunkt, der von den Vertretern dieser Richtungen z.T. schamlos ausgenutzt wird.
Wenn jemand davon überzeugt ist, mit seinen Handlungen kein "Unrecht" zu begehen, dann fällt nämlich auch die Hemmschwelle für die unmenschlichsten Verbrechen.

Darin liegt die Gefahr und die gilt es zu bekämpfen, immer und überall.

Deinem Vorschlag kann ich inhaltlich zustimmen, wie du aber selbst schon erwähntest, passt das hier überhaupt nicht in das Schema des Sonetts, so daß ich leider lediglich bei der inhaltlichen Zustimmung bleiben kann.

Da ich aber, wie oben schon erwähnt, nur die Extremen angesprochen habe, denke ich, daß wir durchaus gemeinsame Berührungspunkte vorweisen.


Danke für deinen Kommentar und die erläuternden Gedanken...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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