Häppchen Nummer 21
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306. Pegasus, von ebendemselben.
Meine zarte Natur schockiert das grelle Gemälde,
Aber, von Langbein gemalt, mag ich den Teufel recht gern.
307. Das ungleiche Verhältnis.
Unsre Poeten sind seicht, doch das Unglück ließ sie vertuschen,
Hätten die Kritiker nicht ach! so entsetzlich viel Geist.
308. Neugier.
Etwas wünscht' ich zu sehn, ich wünschte einmal von den Freunden,
Die das Schwache so schnell finden, das Gute zu sehn.
309. Jeremiaden aus dem Reichs-Anzeiger.
Alles in Deutschland hat sich in Prosa und Versen verschlimmert,
Ach und hinter uns liegt weit schon die goldene Zeit.
310. Böse Zeiten.
Philisophen verderben die Sprache, Poeten die Logik,
Und mit dem Menschenverstand kommt man durchs Leben nicht mehr.
311. Skandal.
Aus der Ästhetik, wohin sie gehört, verjagt man die Tugend,
Jagt sie, den läst'gen Gast, in die Politik hinein.
312. Das Publikum im Gedränge.
Wohin wenden wir uns? Sind wir natürlich, so sind wir
Platt, und genieren wir uns, nennt man es abgeschmackt gar.
313. Das goldene Alter.
Schöne Naivität der Stubenmädchen zu Leipzig,
Komm doch wieder, o komm, witzige Einfalt, zurück!
314. Komödie.
Komm Komödie wieder, du ehrbare Wochenvisite,
Siegmund, du süßer Amant, Maskarill, spaßhafter Knecht.
315. Alte deutsche Tragödie.
Trauerspiele voll Salz, voll epigrammatischer Nadeln,
Und du Menuettschritt unsers geborgten Cothurns.
316. Roman.
Philosoph'scher Roman, du Gliedermann, der so geduldig
Still hält, wenn die Natur gegen den Schneider sich wehrt.
317. Deutsche Prosa.
Alte Prosa komm wieder, die alles so ehrlich heraussagt,
Was sie denkt und gedacht, auch was der Leser sich denkt.
318. Chorus.
Alles in Deutschland hat sich in Prosa und Versen verschlimmert,
Ach! und hinter uns liegt weit schon die goldene Zeit.
319. Gelehrte Zeitungen.
Wie die Nummern des Lotto, so zieht man hier die Autoren,
Wie sie kommen, nur daß niemand dabei was gewinnt.
320. Die zwei Fieber.
Kaum hat das kalte Fieber der Gallomanie uns verlassen,
Bricht in der Gräkomanie gar noch ein hitziges aus.