Hi Chavi,
ich kann verstehen, wenn dir das Thema inzwischen sonst wo steht.
Sicherlich sind diejenigen, welche die Steine werfen, nicht frei von Sünde, wer ist das schon, inklusive meiner eigenen Person.
Nur ist es m. E. so, wenn jemand in der Öffentlichkeit steht und ein hohes Würdenamt bekleidet, welches als moralische und unabhängige Instanz gedacht war, dann sollte derjenige sich tunlichst an die eigenen aufgestellten Regeln halten.
Wenn er das nicht tut, dabei erwischt wird und dann noch den Medien einen Maulkorb verpassen will, dann darf er sich nicht wundern, daß er am öffentlichen Pranger steht.
Es mag ja sein, daß Herr Wulffs Verhalten menschlich gewesen ist, doch wo sollen die Grenzen angesetzt werden?
Ist es in Ordnung, sich von einem wohlhabenden Freund in ein Feriendomizil einladen zu lassen? Ich denke schon.
Ist es ok, sich von diesem Freund bei der Beschaffung eines zinsgünstigen Kredits helfen zu lassen? Durchaus, würde ich sagen.
Aber ist es wirklich korrekt, dieses als Ministerpräsident eines Landes zu machen?
Immerhin ist jener Entscheidungsträger und sollte unabhängig bei seinen Entscheidungen bleiben. Und genau das kann er nicht mehr, wenn er solche Leistungen von einem einflussreichen Unternehmer in Anspruch genommen hat.
Und darum geht es ja auch in der Debatte.
Es mag nur ein kleiner Fall der Offenlegung gewesen sein, aber in Anbetracht des Amtes, welches Herr Wulff inne hat, wiegt es um so schwerer.
Und wenn schon unser Staatsoberhaupt keine astreine weiße Weste mehr hat, dann wirft das auf den ganzen Rest der "Sippe" auch kein gutes Licht mehr.
Ich möchte gar nicht wissen, welche Geheimnisse diese Damen und Herren in ihren Kellern ganz tief unten hüten.
Aber ich frage mich ernsthaft, ob Herr Wulff, wenn eine Oberstaatsanwältin aus Hannover sagen kann, man dürfe ihn wegen seiner Kreditaffäre einen Lügner nennen, wirklich noch der Richtige ist, unser Land zu repräsentieren.
Außerdem kommt ihm sehr wohl eine wichtige Funktion zu:
Damit ein neues Gesetz inkrafttreten kann, bedarf es der Ausfertigung durch den
Bundespräsidenten.
Das heißt, der BP hat das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht, wenn er gewissenhaft ist, dieses neue Gesetz einer genauen Prüfung zu unterziehen und das setzt Sachkenntnis voraus.
Und im Falle von Herrn Wulff kann man das sicherlich erwarten, zumal er nicht nur ehemaliger Ministerpräsident ist, sondern auch studierter Anwalt des Rechts.
Und da kommen mir doch ein paar Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit und man darf durchaus die Frage stellen, ob er nicht doch genau wusste, was er da tat und nur gehofft hatte, daß diese Dinge niemals das öffentliche Tageslicht erblicken.
Dumm gelaufen, würde ich sagen.
Der Versuch, der Boulevardpresse einen Maulkorb verpassen zu wollen, das war ja dann wohl mehr als nur ein wenig ungeschickt.
Denn die liefert ihrem Publikum adhoc, was es gerne sehen möchte. Garantiert.
Meinst du nicht auch?
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald