Thema: Bufo bufo
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Alt 11.03.2012, 11:17   #5
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Falderwald,
hab herzlichen Dank für Dein Lob!
Dass Du so eine Laichschnur gesehen hast, war ziemliches Glück. Die sind nämlich in der Regel gut versteckt unter Wasser.
Wenn jedoch z.B. Kinder mit Stöcken am Uferrand rumstochern, kann es passieren, dass so eine "Perlenkette" zum Vorschein kommt.
Was man normalerweise im Wasser sieht sind die Laichhaufen von Fröschen, bei uns hier meist von den braunen Grasfröschen (nicht zu verwechseln mit den grünen Laubfröschen, die es kaum noch gibt) oder von den grösseren Wasserfröschen.
Im Gegensatz zu den Wasserfröschen gehen die Kröten und Gras- bzw. Laubfrösche nach der Hochzeit aus dem Wasser und leben auf dem Land, mit Vorliebe natürlich in feuchten Gebieten. Erdkröten allerdings trifft man in ländlichen Gegenden, wo es noch entsprechende Gewässer gibt, auch in den Gärten an, wo sie zur Freude der Besitzer unter Anderem auch Nacktchnecken verzehren.
Kröten und Frösche laichen in etwa zur gleichen Zeit, wobei die Erdkröten, die sich meist weit vom Geburtsgewässer entfernen, einen langen und gefährlichen Weg haben. Da sie wegen ihrer giftigen Ausscheidungen auf der Haut scheußlich schmecken, haben sie kaum Fressfeinde. Ihre Todfeinde sind die Autos der Menschen.
Die Kröten wandern nur bei nassem Grund, also bei Regenwetter und nur nachts. In Gebieten, in denen es Krötenwanderungen gibt, sollten Autofahrer in der Zeit der Wanderungen (Februar bis April) gerade bei nächtlichem Regenwetter besonders vorsichtig fahren und vor allem wengistens die extra angebrachten Schilder und Höchstgeschwindigkeiten beachten!
Wie die Kröten herausfinden, wann es Zeit ist, loszuwandern, das ist ein Rätsel, denn kommen sie zu früh zum Gewässer, dann laufen sie Gefahr, unter einer Eisdecke einzufrieren.
Nach dem Ablaichen quillt die Gallerthülle um die befruchteten Eizellen kugelig auf, so dass einfallendes Sonnenlicht im Innern wie mit einem Brennglas gesammelt wird und die Wärme bei der Reifung der Keime helfen kann.
Wie lange es dauert, bis die Kaulquappen die schützende Gallerthülle schließlich aufgefressen haben und herumschwimmen, das hängt dann vom Wetter ab und kann Tage, aber auch Wochen dauern.
Dabei sind dann die verschiedenen Arten von Kröten und Fröschen nur noch ganz schwer zu unterscheiden. Erst wenn sich die Beinchen entwickeln, kann auch ein Laie erkennen, was da heranwächst.
Das Gewimmel, das Du beobachtet hast, kommt daher, dass, wie Badegäste am Baggersee, die jungen Quappen recht wärmeliebend sind (je wärmer die Umgebung, desto rascher die Entwicklung). Am seichten Ufer ist die Wassertemperatur ja meist deutlich höher als im tieferen Bereichen.
Irgendwann im Juni kommen die fertigen Amphibien dann aus dem Wasser, die einen früher, die anderen später. Es gibt aber meistens vor allem bei den Grasfröschen einen richtigen Schub. An einem solchen Tag kann einem in entsprechenden Gebieten ein ganzes Heer dieser zierlichen, nur etwa einen Zentimeter großen Tierchen begegnen.
Beim Übergang aufs Land treten dann wohl in den ersten Stunden auch die größten Verluste auf, wie nach dem Schlüpfen, wenn die Kaulquappen noch recht klein sind, denn im Wasser gibt es eine Menge Fressfeinde wie Wasserkäfer oder räuberische Libellenlarven.
In meiner Jungendzeit hatte ich Gelegenheit, die Erdkröten ausgiebig zu studieren. Ich hatte stets einige Exemplare in meinem Terrarium, zeitenweise auch freilaufende im Zimmer. Da hatte ich aber noch keine Freundin.
Einige davon habe ich sogar im Winter ohne Winterstarre durchgefüttert mit Fleischsteifen an einen Faden gebunden. Erdkröten fangen mit ihrer klebrigen Schleuderzunge nur bewegte Ziele. Solange der Lurch mit beiden Vorderbeinen den Steakstreifen in sein breites Maul stopfte, schnitt ich dann jeweils den Faden mit einer Schere ab.
Was viele nicht wissen: In einem grausamen Experiment, das dokumentiert ist, hat man drei Erdkröten zwei Jahre lang in einem Behälter in den Boden eingegraben. Danach lebten zwei der drei Tiere immer noch.
Und: Erdkröten können stundenlang ohne zu atmen unter Wasser bleiben.
So, das waren noch einige zusätzliche Informationen zu diesen Mitbewohnern unseres wunderbaren Planeten.
Je mehr man weiß über sie, desto näher sind sie einem.
Nochmal danke und herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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