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Alt 03.04.2012, 19:51   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Hi Chavi, hi gin,

ihr erlaubt, daß ich euch gemeinsam antworte, denn eure Aussagen ähneln sich, sind zum Teil sogar deckungsgleich.

Normalerweise sollte man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten, doch hier muss ich das einmal tun:

Warum sollte der Staat das nicht tun, wenn das Gesetz dieses Staates die Möglichkeit dazu hergibt?

Nur weil er es in anderen Fällen nicht gemacht hat, muss das doch nicht heißen, daß es in diesem Falle ganz genau so gehandhabt werden soll.

Der Vorschlag einer Auffanggesellschaft wurde gemacht und stand im Raum.
Alle Parteien haben sich dafür ausgesprochen, nur die F.D.P. nicht, die sich mit diesem Thema profilieren wollte.

Er ist also an unserer parlamentarischen Demokratie gescheitert, weil drei Bundesländer, die von einer Kleinstpartei als Koalitionspartner mitregiert werden, eine Absage erteilt haben.

Wenn diesem Vorschlag nun zugestimmt worden wäre, was dann?

Wäre das nicht mal ein positives Zeichen an das Volk im Zuge des allgemeinen Abbaus unseren Sozialstaates gewesen, damit es sieht, daß unsere Politiker gewillt sind, auch einmal an das eigene Land zu denken?

Denn die Zustände, die Chavali hier beschreibt, sind aktuell und an der Tagesordnung und sollten doch zu denken geben, in was für einer Zeit wir hier leben.

Es wäre ein kleines Entgegenkommen gewesen, ein Zeichen von "Good Will" und eine Hilfe für 11.000 Menschen, die nicht das Glück haben, eine Abfindung von 80.000 € wie seinerzeit die Nokia-Mitarbeiter in Bochum zu bekommen.

Und das mit dem Rettungsschirm zu vergleichen, finde ich gar nicht so lächerlich, gin.

Denn, wie du schon schreibst, wir leben im Kapitalismus, doch scheint sich dieser inzwischen zu einer reißenden Bestie entwickelt zu haben, die außer Kontrolle geraten ist.

Wenn sich ein Staat auf ein kapitalistisches System einlässt, dann muss er, genau wie der einzelne Unternehmer, auch das Risiko zu tragen bereit sein.
Tut er das nicht, dann muss man auch ihn bankrott gehen lassen.
Der ursprüngliche Vertrag von Maastricht wurde mehrfach gebrochen (oder musste nachträglich geändert werden *hahaha*), denn es galten ganz bestimmte Kriterien für den Beitritt zur Währungsunion.

Wären wir wirklich in eine Weltwirtschaftskrise geraten, wenn Griechenland einem Staatsbankrott erlegen wäre?
Es hätte jede Menge effizientere Hilfsmöglichkeiten für GR gegeben, anstatt ihre Wirtschaft ganz zu zerstören und lediglich zu helfen, die Zinsen bezahlen und sich neue Kredite beschaffen zu können, vor allem unter diesen Auflagen.

Die Ironie dabei ist, daß unsere eigene deutsche Wirtschaft davon kurzfristig profitiert und sich die Sache für den Wirtschaftsstandort D auf jeden Fall erst einmal bezahlt gemacht hat.

Aber das ist ein Fass ohne Boden, denn was wird geschehen, wenn Länder wie E, P, I, SL und wahrscheinlich sogar F demnächst auch pleite sind?

Unser ganzes System ist auf Wirtschaftswachstum aufgebaut.
Was aber soll das ganze Wachstum nützen, wenn die Menschen nicht mehr in der Lage sind, die Kaufkraft dafür aufzubringen, um Wirtschaftsgüter zu erwerben?

Jetzt muss sogar Geld gedruckt werden, was zu einer Abwerung des € führt und was ja auch langsam an den Spritpreisen zu erkennen ist.
Wo soll das bitteschön hinführen?

Was ist an diesem kapitalistischen System überhaupt noch schön und erstrebenswert?
Daß sich einige Individuen eine goldene Nase daran verdienen können?

Wir leben auf einem gewaltigen Pulverfass der größten Lüge, die der Menschheit je aufgetischt wurde und dessen Lunte gerade erst angefangen hat sich zu entzünden.

Und genau die Spekulanten, die du hier ansprichst, gin, genau diese sind zum großen Teil in den Banken zu finden, die ständig subventioniert und gerettet werden müssen.

Und genau das ist das Klientel dieser Lobbyistenpartei F.D.P., da sitzen die wahren Schuldigen an der ganzen Misere, die ihr verschissenes neoliberales System mit allen Mitteln retten wollen und sich genau mit diesem Streich selbst demaskiert haben, worauf ihr zutiefst menschenverachtendes und asoziales Gesicht zum Vorschein kam.

Und von sowas werden wir hier regiert.

Es ist nur noch widerwärtig, tut mir leid, das ist meine Meinung.


Selbsverständlich können wir über alles diskutieren und anderer Meinung sein, doch hier hat die Politik - wieder einmal - die Chance verpasst, etwas für ihr Image und die Menschen in diesem Lande zu tun.
Scheißegal, wie lange jemand mit seiner Arbeitskraft und seinem Steuereinkommen dazu beigetragen hat, dieses System zu unterstützen und zu tragen.

Für Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) ist jetzt bei Schlecker die Bundesagentur für Arbeit gefragt.
Ja prima, ihr Schleckerdamen, lasst euch ins soziale Netz fallen.
Das wird ein harter Aufprall...

Kein Wunder, daß nur noch so wenige zur Wahl gehen.


Vielen Dank für eure Kommis, man muss nicht immer gleicher Meinung sein...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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