Schneematsch
Schneematsch
Niemand mag ihn. Er kommt, wenn es taut
Wenn die Sonne küsst das kalte Weiß
Schneematsch, der Anblick ist vertraut
Winterliches Weiß konvertiert zu grauem Scheiß
Ein zarter Hauch von Frühlingsduft
Schmeichelt der verschnupften Nase
Schnee schmilzt an der warmen Luft
Da drüben hoppelt ein Hase
Jäh von Gefühlen übermannt
Eile ich sogleich zu Dir
Der Weg ist weit, doch gut bekannt
Sehnsucht setzt sich fest in mir
Ich renne zu Dir mit offener Jacke
Rasch um die Ecke, da macht es „flatsch“
Was war das? Liegt hier etwa Kacke?
Nein, das ist Quatsch. Ich stehe im Matsch
Nass sind die teuren Schuh
Und mein linkes Bein
Latenter Ekel stört die Ruh
Ich fange an zu schreien
Feucht sind auch die Socken
Ich spüre Wasser, dreckig und kalt
Mulmig wird mir, ich komm ins Stocken
Konzentration! Ich mache Halt
Der Weg von meinem Blick tangiert
Zeigt sich in schwarz, grau und braun
Gestern war er weiß, ich bin irritiert
Schneematsch ist unschön anzuschaun
Ich will zu Dir. Voran! Voran!
Der Dreck im Schuh wird ignoriert
Schnellen Schrittes wie ein Orkan
Vom Gedanken Deiner assistiert
Kreuzung, Ampel, ich bleibe stehen
Ein Hund pisst in den matschigen Schnee
Und ich kann mir ne Kippe drehen
Doch plötzlich kommt ein LKW
Er gleitet durch die Pfütze dahin
Das Wasser spritzt exorbitant
Ich bin voll Dreck und Urin
Nassen Tabak in meiner Hand
Mit den Nerven am Ende
Aufgebracht und voller Wut
Hab dreckige Hände
Doch ich fasse den Mut
Kehrt machen ist keine Option
Dein Antlitz lodert in meinem Hirn
Drum sprinte ich zu Dir schon
Mir rinnt der Matsch von der Stirn
Ein sumpfiges Geräusch folgt jedem Schritt
In den Schuhen mehr Wasser als Fuß
Körperlich fertig, durchnässt und nicht fit
Den Geist erfüllst Du, der Rest meiner ist Muß
Noch durch den Park, gleich bin ich da
Ich seh schon Dein Haus am Horizont
Kann Dich schon spüren, Du bist so nah
Hetzend, rasend rutsch ich aus, sehr gekonnt
Voll Schmerz und Dreck lieg ich im Morast
Einzelne Grashalme Dein Lächeln imitierend
Spenden neue Kraft für die letzte Hast
Ich raffe mich auf, ächzend und frierend
Mit letzter Kraft dulde ich die Strapaze
Trotze den Widrigkeiten voller Hohn
Eine heiße Dusche und weiche Matratze
Sowie ein Kuss von Dir, das sei mein Lohn
Ausgezehrt von der langen Reise falle ich nieder
Vor deiner Tür, klingele zweimal mit letzter Kraft
Vorfreude macht sich breit, gleich seh ich Dich wieder
Ich habe die Natur besiegt, ich hab‘s geschafft
Nichts passiert. Machtlos sitz ich auf den Stufen
Du machst nicht auf, das kann nicht sein
Keine Reaktion auf mein Flehen und Rufen
Ausgelaugt vor Erschöpfung schlafe ich ein
Ich öffne die Augen und erschrecke
Ich sehe mich um, doch glaube es kaum
Du schlummerst bei mir unter der Decke
Wir haben Sommer, es war alles ein Traum
für E.
Geändert von tomcotronic (06.05.2012 um 19:46 Uhr)
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