Hallo Erich,
Danke für deine Mühe mit meinem Text. Ich habe ihn mir mal vergleichend durchgelesen und mir gefallen einige deiner Stellen sehr gut. Aber ich werde nicht alles übernehmen – Dichterstarrsinn.
Zitat:
Der Kummer nagt an mir wie Ratten,
|
Dieser Vers ist mir zu zaghaft. Vernichtend vorangestellt symbolisiert direkt das Absolute. Dass es keine Rettung gibt.
Zitat:
doch niemand nimmt sie aus mir fort.
Wie kein Zuhaus mehr wirkt der Ort,
|
Der Reim mit fort und Ort gefällt mir.
Zitat:
wenn in der Nacht die Dielen knarren,
und du die Tür ganz leise schließt.
Ich träum', dass dich die Augen narren,
und du mich endlich übersiehst. Solltest du deine Version stehenlassen: "dass" hier mit Doppel-s.
|
Zitat:
so weiß ich doch um ihre Sorgen. Besser Punkt hier vor der Conclusio.
Sie weiß, dass meine Seele weint…So herum erscheint es mir logischer.
|
Mag sein, dass es auch so logisch ist. Aber das Gedicht soll in erster Linie darstellen, dass die Mutter absolut nichts gegen den Missbrauch ihrer Tochter tun kann, weil sie zu unselbstständig, zu unterwürfig und zu ängstlich ist. Sie würde gerne, weil sie weiß wie ihre Tochter leidet. Daher weint sie auch innerlich, spielt aber allen anderen – z.B. den Nachbarn – die heile Welt vor. Die Tochter müsste sich eigentlich von ihrer Mutter verraten fühlen, denkt aber, dass die Mutter genauso wenig gegen den Vater tun kann wie sie. Das Kind sieht ihre Mutter ebenso in der Rolle des Opfers und ist ihr daher auch nicht böse, dass sie nichts unternimmt. So in etwa hab ich mir das vorgestellt.
Zitat:
spätestens wenn es groß ist und die Lage besser überblickt - der Mutter sehr wohl SEHR böse sein!!!
|
Das denke ich auf jeden Fall auch. Aber durch das Wort „Mama“ wollte ich darstellen, dass das Kind noch sehr klein ist, vielleicht sieben oder sechs. Es hat noch nicht die Tragweite der Reflexion, die eine Sechzehnjährige an den Tag legt, die dann gewiss ihre Mutter hassen wird, wenn sie sie nicht beschützt.
Die neue Version würde dann so aussehen:
Vernichtend schreit in mir der Kummer,
doch niemand nimmt ihn aus mir fort.
Ich prügle gegen schwarze Wände.
Wie kein Zuhaus wirkt dieser Ort,
wenn in der Nacht die Dielen knarren,
und du die Tür ganz leise schließt.
Ich stell mir vor, es wäre Frühling
und dass du mich schlicht übersiehst.
Wenn Mama dann am nächsten Morgen
ganz fröhlich und zufrieden scheint,
dann bin ich ihr nicht wirklich böse,
ich weiß, dass ihre Seele weint…
Danke für deine Gedanken. Liebe Grüße. Canberra.