Thema: Der Dirigent
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Alt 11.07.2012, 20:42   #5
Löwenzahn
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Thomas
ich frage mich gerade, wie der Dirigent das wohl anstellt, dass er "mit erhobenem Stock" der Harfinistin
unter den Rock guckt? Wobei das Ganze sogar ziemlich mißverständlich ausgedrückt ist, denn es hört sich an,
als ob der Dirigent nicht mit den Augen guckt, sondern mit dem Stock. Ich weiß, dass es nicht so gemeint ist, aber es klingt so. Eigentlich steht ein Dirigent aufrecht vor dem Orchester und zwar, damit ihn alle sehen können, wenn er einen Einsatz "stöckelt" etc. Um einer Harfinistin unter den Rock zu gucken müßte der Ärmste auf dem Boden liegen, denn meistens haben diese Musikerinnen einen bodenlangen Rock/Kleid an. Es wäre also ziemlich schwierig für den Dirigenten aus dem Stand heraus darunter zu gucken. Es wird kaum eine Harfinistin geben, die sich dermaßen aufreizend vors Publikum setzt (sprich: Sündhafter Minirock) dass man ihr bis nach Pusemuckel hineingucken kann. Ich besuche oft Konzerte, aber solches ist mir noch nicht widerfahren, dazu ist alles zu ernsthaft in den klassischen Konzerten. Ins Dekolette der Violinistin wird es ihm schon eher gelingen einen Blick zu werfen, allerdings bezweifele ich, dass ein Dirigent hierzu überhaupt Zeit hat, denn das genaue Hineinschauen in die Partitur verlangt eine äußerste Konzentration. Du spielst hier also ziemlich billig ein Klischee des geilen Dirigenten aus, was ja schon durch den einfallslosen Namen Bock (Gedichtanfang) angedeutet wird.
All dieses wäre schon eher in einer Blaskapelle möglich, aber Du sprichst von einem klassischen Konzert
(siehe Gedichtsende). Was Dir schon eher gelingt, ist die zweite Strophe, denn diese karrikiert ziemlich wirklichkeitsnah den desinteressierten Zuschauer/Zuhörer (hier zwei Damen) den Abonnenten gar, der aus gesellschaftlichen Gründen Konzerte besucht und dabei keinerlei wirkliches Inreresse an der Musik hat.
Es gibt sie, diese Damen, die wenn sie sich nicht gerade mit Pralinen vollstopfen (während des Konzertes)
oder nicht gerade in die Musik hineinplappern, durchaus auf den Po des Dirigenten starren, vor allem wenn dieser dann auch noch atraktiv sein könnte. Wobei manche sogar nicht nur in "des Musikstücks kurze Lücken" hineinquatschen, sondern sich an den Pianissimo-Stellen wie Hühner auf der Leiter aufführen.
Die Pointe des Gedichtes ist für meine Begriffe ziemlich dürftig, aber sie trifft dennoch den Nagel auf den Kopf,
denn ich habe ihn schon gehört, diesen plappernden und nichtzuhörenden Besucher/Besucherin, die ein solches Konzert über sich ergehen lassen (in welcher Form auch immer) und hinterher genau Deine Gedichtworte
benutzen:"Oh edle Klassik! Welch ein Klang!"


Mit herzlichen Grüßen, Löwenzahn
P.S. ich hoffe, Deine Harfinistin hat man nicht von der Decke (samt Harfe) hängen lassen.
Wenn ja, dann, aber nur dann! hätte der Dirigent es nicht schwer unter ihren Rock zu gucken
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