Hi, Walther!
So schön deine Sonette meist sprachlich wie inhaltlich sind, so enervierend ist deine Manie, schriftbildlich immer noch einen draufsetzen zu wollen!
Erst das leidige Großschreiben aller Zeilenanfänge, nun Groß-und Kleinschreibung und Satzzeichen! An manchen Stellen muss man mühselig mehrmals ansetzen, um den logischen Satz- und Sinnverlauf zu finden - da bleiben das Lesevergnügen und die Freude an der schönen Sprache rasch auf der Strecke! Warum bist du in diesen Dingen bloß so wunderlich beratungsresistent??! Schade...
Nun denn, für alle, die so ein Sonett auch beim Lesen mal genießen können wollen, hier die "normalisierte" Version:
Zitat:
Zitat von Walther
Dieser Tag
Du trittst auf einen harten, scharfen Stein,
der deine Sohle ritzt, die stechend schmerzt.
Erst gestern hast du die geliebt, geherzt,
die mehr dir war als du dir bist allein.
Bleibt sie zurück - dein Ich wird ausgemerzt,
wenn deine letzten Worte fliehn. Dein Sein
beendet sich, wie du da stürzt, kein Schrein
wird dir jetzt nützen. Hast du nicht gescherzt,
dass dieser Tag noch auf sich warten ließe,
als sie sich sorgte, weil du nie zur Ruh
gekommen bist? Ob sie Kassandra hieße,
hast du gefragt und hast gelacht dazu.
Nun stolperst du, gefällt, ein kranker Baum,
und nur die Trauer füllt den leeren Raum.
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Solltest du, Walther, mir diese Eigenmächtigkeit übel nehmen, bitte verzeih - aber das Gedicht gewinnt so in meinen Augen erheblich an Klarheit und lyrischem Gewicht, und wenn du das nicht erkennst, muss es ein anderer für dich aufzeigen. Es wäre wirklich schade um so ein treffliches Wortweben!
Dies ist mein letzter Versuch, in dieser Sache an dich zu dringen. Deine wundervolle Lyrik hat solche verwirrenden und auf "betont modern" machenden Manierismen doch wahrlich nicht nötig, um sich abzuheben!
Sehr gern gelesen, trotz aller Hinder- und Hemmnisse, die du aus unerfindlichen Gründen einzubauen nicht müde wirst!
LG, eKy