Thema: Nachtseele
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Alt 23.08.2012, 18:44   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, larin!

Reinhard Fendrich besingt es in "Zwischen eins und vier".

Mit der "behütenden Nacht" hast du nur teilweise recht, wie ich finde:
Lange Zeit war die Dunkelheit unseren Vorfahren - vom Affen bis zum modernen Menschen - ein Grund, sich zu fürchten und zu verbergen: Raubtiere gingen um, auf vier oder zwei Beinen, und man war fast blind...
Erst der Schutz unserer Behausungen und Burgen versöhnte uns mit der Nacht, und wir konnten uns leisten, sie zu romantisieren.
Vielleicht ist es auch diese Urerinnerung von Bedrohung und Hilflosigkeit, die uns des nächtens mitunter so nah an die eigene Tiefe bringt, vielleicht macht uns dies manchmal so bereit, einander näher zu rücken und darüber zu reden...

LG, eKy

PS: Das ganze Rilkegedicht (Das Stundenbuch - Vom mönchischen Leben):

Du Dunkelheit, aus der ich stamme,
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.

Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich,
wie sie's errafft,
Menschen und Mächte -

Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.

Ich glaube an Nächte.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (23.08.2012 um 18:49 Uhr)
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