Thema: Das Dogma
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Alt 25.08.2012, 10:18   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Ich war gestern nacht schon müde und abgespannt - vielleicht deshalb die vielen Lapsi...
Auf jeden Fall aber deshalb der kurze Kommi ohne Eingehen auf den Inhalt und die Form.

Zu "trüber" usw. - du erkennst ja selber, dass so, wie der Satz dort abgeteilt ist, die monierte Fehlinterpretation praktisch provoziert wird. Zudem stört mich irgenwie etwas an Klangbild und Rhythmus der Folgezeile: "Gedanken infiziert" Diese Stelle hakt irgendwie für mein Empfinden. Sei es unschöner Klang (en-in) oder zuviel Zungenarbeit - es scheint den Fluss zu stören.

Inhalt: ein Fanal wider Extremismus jeder Art!
Die Mächtigen und die Verführer - die "Kulissenschieber" - reden den Hörigen Hass und Zukunftsängste (wühlende Würmer) ein. Da die tumbe Masse der Folger ungebildet ist, sind die Gedanken trübe, die Hoffnungen vage, und ein "Wahnsinnsfieber" schein freiflottierend zu grassieren.
Das Lyrich, der Dichter, fragt süffisant ins Off, welche Rolle er denn dabei spielen soll, welche Maske aufsetzen, um sich quasi anzudienen und so zu überleben.
Automatisch stellt sich die Frage, wer da wohl im Off sitzt, wen der Dichter anspricht. Gott ist es nicht, da er ja zum Ende hin anbietet, selbst diesen besonders ins Licht zu rücken, falls gewünscht. So macht er sich offenbar zynisch, aber willfährig zum Diener der Mächte, die die Dummen dieser Erde manipulieren, wahrscheinlich mit poetischen Aufrufen zu heiligem Krieg oder Fremdenfeindlichkeit, Ermordung "Ungläubiger", mittelalterlichem Rechtsdenken, Rassismus, usw - die ganze Palette menschlicher Blödheit und Grausamkeit eben.
Indem der Dichter dieses Gedichtes also einen Dichter im Sold der Intoleranten beschreibt und sprechen lässt, weist er nicht nur auf diese Art der Machenschaft, Zwang und Unterdrückung hin, sondern zeigt auch, dass das eigene Überleben im Zweifelfalle wohl immer näher steht als ein hehres idealisiertes Weltbild, und man fragt sich: Wie hätte ICH als Dichter in solcher Lage reagiert? Hätte ich opponiert mit Aussicht auf Ächtung, Verhaftung und Folter, gefolgt von einem stillen "Verschwinden"? Oder hätte ich - zwar voller Bitterkeit und Verachtung, aber eben doch - gehorcht und mich zum Vollstreckungsgehilfen einer menschenverachtenden Ordnung gemacht, seien es nun Nazis oder Islamisten...oder sonst irgendeine Gruppe von Irren, die den Finger am Abzug haben?
Ich weiß es nicht - und ich hoffe zutiefst, es nie herausfinden zu müssen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (25.08.2012 um 10:21 Uhr)
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