Jedem das Seine
Hallo Falderwald,
ich habe Probleme mit dem Titel. Mörike konnte ihn noch unschuldig gebrauchen, ich bin aber der Ansicht, dass wir Heutigen das so frei nicht mehr können, nachdem die Nazis ihn für die KZs missbraucht haben. Ich würde dir allen Ernstes raten, dem Sonett einen anderen Titel zu geben.
Zum Problem Jehova: Jehova, wenn ich die Religionsgeschichte richtig verstanden habe, entwickelte sich in den Köpfen der Menschen, und zwar vom Erntegott mit allen möglichen Untertanen (das war der höchste Gott zur Zeit des Entstehens von Religionen) zum allmächtigen Gott, den Obersten der Götter überhaupt, bis die hebräischen Priester sich entschieden, nur noch einen einzigen Gott gelten zu lassen, was tatsächlich von der Entwicklung der Produktivkräfte abhing. Mach diese Entwicklung, angefangen von der Unwissenheit des Menschen bis zur "Schöpfung" eines Gottes, aber mal einem Gläubigen klar. Blasphemie wäre das harmloseste, das dir entgegenschallte. Ich kann nur jedem halbwegs rational denkenden Gläubigen raten, sich mal mit der Entstehung von Religionen zu befassen, um sich von der Irrationalität, nämlich von dem Glauben an Götter oder einen Gott, die sich Menschen selbst geschaffen haben, zu befreien und seine graue Masse zu aktivieren. Vielleicht hilft diese Überlegung: Gäbe es Gott, wenn es die Menschen nicht gäbe? Oder: Gäbe es Menschen, wenn es Gott nicht gäbe? Die einzige Antwort, die ein Gläubiger darauf weiß, ist: Es gibt Gott aber! So das Irrationale des Gottglaubens deutlich demonstrierend.
Die Entstehung des Jesus wird aus der Geschichte der Hebräer
erklärt, die den Gläubigen auch einleuchtete, weil solche Wanderprediger ja nachgewiesen waren. Man konnte also eine gewisse Realität erzeugen. Wie es dann gelang, einen Menschen zum Gott zu erheben, zeugt schon einerseits von der unendlichen Unterdrückung des Menschen, andererseits von seinem Glauben an Erlösung vom Elend. Es ist schon so, wie Marx es formulierte: Religion als Opium des Volkes (nicht: für das Volk). Dass die Erlösung dann erst im Himmel, aber nicht auf Erden stattfinden sollte, gehört zum Zauberspuk der Priester. Die Erlösung im Himmel ist aber allen Religionen eigen, mehr oder weniger.
Zum Sonett selbst: Es ist ausgezeichnet geschrieben, ich würde nicht einen Deut ändern wollen.
Lieben Gruß
Antigone
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